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Brief (Transkript)

R. B. an seine Eltern am 2.3.1941 (3.2002.7227)

 

Im Osten, d. 2. März 41



Meine Lieben!

Mutters Brief mit den Bildern habe ich gestern erhalten u. danke vielmals dafür. Die
Großaufnahme geht ja so einigermaßen, die anderen hättet Ihr am besten gar nicht abgeholt. Da bin ich ja nur gespannt, wie das andere mit Fitten geworden ist.
Donnerstag u. Freitag hatten wir eine zweitätige Bataillonsübung. Wie sind von hier Donnerstag früh abmarschiert u kamen am Spätnachmittag nach einem 35 km Marsch in unserem Quartier an. Feldmarschmäßig mit sämtlich Fahrzeugen ging es über äußerst schlechte Wege, die mit den Feldwegen in Schwagstorf zu vergleichen waren. Da es nun gefroren hatte, konnte man auf ausgefahrenen Wegen nur rechts u. links im Gänsemarsch laufen. In einem größeren Orte wurde mittags die Feldküche auf den Marktplatz aufgestellt u. zugweise konnte dann die gute Erbsensuppe gefasst werden. Ihr könnt Euch sicher denken, daß nach einem Marsch von gut 17 km der Fraß schon schmeckte, und das tat er auch wirklich. An der Dorfpumpe, die noch dick mit Stroh umwickelt war, das vor dem Einfrieren schützen sollte, wurden die Kochgeschirre gesäubert u. bald danach ging’s wieder weiter dem Ziel entgegen. Der Weg verschlechterte sich immer mehr u zum Schluß sind wir einfach über die Felder gegangen. Die Füße brannten nicht schlecht, das M G drückte auf der Schulter, am Koppel klapperten Schanzzeug und Kochgeschirr, doch es geht in forschen Schritt weiter durch eintönige langweilige Landschaft. Ab u an rechts und links der Straße Häuser, strohbedeckte Blockhäuser u Lehmhütten. Auf einem Gut abseits der Straße wird die Feldküche aufgefahren, in kurzer Pause kann Kaffee gefasst werden. Alles legt sich aufs Stroh in dem geräumigen Fahrhaus. Die Fußkranken werden in einem bereitgestellten Zimmer behandelt. Ein Kradfahrer meldet, daß wir in einem nahen Gut Quartier beziehen können. Nun geht es quer über Wiesen u Felder. Nach kurzem Marsch waren im warmen Quartier. Jeder Zug bekam ein Zimmer zugewiesen, das mit einer dicken Schicht Stroh ausgelegt wurde, worauf es sich nach dem einfachen doch kräftigen Abendbrot gut schlafen ließ. Doch lange sollte die Ruhe nicht währen, um 2 Uhr gings wieder raus u. weiter. Auf Lastkraftwagen wurden wir in die Nähe der Warthe gebracht. Die kalte Nachtluft war gerade nicht sehr angenehm. In einem Park hatten wir nun bis auf weitere Befehle zu warten. Da wir keine Mäntel zur Stelle hatten, diese waren vorher auf einem Wagen verladen, froren wir nicht schlecht. Schließlich konnte ein Stall ausfindig gemacht werden, in dem wir den Befehl zum Einsatz erhielten. Unsere Kompanie bildete die Spitze eines Infanterieregiments und mußte das feindliche Ufer der Warthe mit Artillerieunterstützung besetzen. Floßsäcke wurden in Bereitstellung gebracht u. nach einem Feuerkampf gings im Morgengrauen über den Bach. In einer künstlichen Einnebelung hatte der Feind die Flucht ergriffen. Wir gingen an einer Höhe in Stellung. Damit war unsere Aufgabe erfüllt. Als der Hornist die Übung abblies, war es noch früh am Morgen. Schnell wurde alles Gerät verladen, nach einer Stärkung in der nahen Stadt konnten auch wir die Wagen besteigen, die uns unserem Standort entgegenfuhren. Die letzten 20 km mußten wir wieder auf Schusters Rappen zurücklegen. So kamen wir Freitag Nachmittag müde in unserem Lager an, und waren froh wieder in ordentlichen Betten pennen zu können. Die ganze Sache habe ich ganz gut überstanden, nur als ich zum Schluß meine Füße besah, war da eine nette Blase zu sehen, die jedoch schon wieder beseitigt ist. Sonst ist mit mir alles in Ordnung. Die Wurst von Möller war prima, hat gut geschmeckt. Habt Ihr eigentlich die Batterien erhalten? Das Wetter ist wohl ähnlich wie bei Euch bald Schnee, bald Sonnenschein. Alles ist voller Dreck u Matsch, da hat man viel Arbeit mit Putzen u Säubern.
Es grüße Euch recht herzlich
Euer R.

 

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