Höxter, d. 8. Okt. 1940

Liebe Eltern, liebe Oma u lieber Bruder!

Nun habe ich endlich einmal Zeit, um Euch etwas von meinem neuen Leben zu berichten. Wir liegen hier außerhalb Höxter in neuen Kasernen. Die Gebäude des Batallions liegen zusammen. Jede Kaserne ist mit einer Kompanie belegt. Ich liege in der General Weber Kaserne mit 10 Kameraden auf Zimmer 37. Wir sind im 1. Zug der 1. Korporalschaft zugeteilt. Die Verpflegung ist bis jetzt gut u. ausreichend gewesen, denn wir hatten ja noch unsere eigenen Sachen als Zulage. Die Hälfte unserer Stubenkameraden hatten von ihren Muttis halbe Schnitten mitbekommen. Wie es nächstens mit der Futterage aussehen wird, lehrt die Zukunft. – Hoffentlich nicht zu knapp. – Brot gibt es genug. Am Sonntag gab es sogar Schokoladenpudding mit Sauße. Auf den Kammern haben sie uns nun alle Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke verpaßt, die ein Soldat gebraucht. Nach einigen Putzstunden wird man jetzt von einem Appell in den anderen gejagt. Morgens geht’s mit Drilliganzug zur Befehlsausgabe und hierauf wird das Zeug in einem Bogen gewechselt. Heute hatten wir Übung im Gasraum. 10 Min. Freiübungen u. Laufen mit Gasmaske machten uns munter und warm. Am Schluß der Übung wurde ein Lied unter der Gasmaske geschmettert. Am Nachmittag sind wir dann untersucht und noch mal zu zwei Jahren verdonnert. Mein Koffer mit dem Zivilzeug wird demnächst bei Euch anlangen; den kleinen Kofferschlüssel behalte ich bei mir in Verwahrung. Da wir einen guten neuen Wollpullover gekriegt haben, schicke ich den „Ärmellosen“ wieder mit zurück. Laßt mir bitte bei Gelegenheit meine Turnschuhe zukommen; denn ich würde nach dem Dienst gerne meine Knobelbecher mit etwas leichtem Leder vertauschen.
Mir geht es sonst gut und ich nehme das auch von Euch an.
Unsere Freizeit wird jetzt von U v D durch 2 Lieder gestört, die auswendig gelernt werden müssen. Lebe wohl du kleine Monika u Hannelore.
Seid nun recht herzlich gegrüßt
Von Eurem Pionier R.