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Brief (Transkript)

Adalbert Huber an seine Ehefrau am 13.7.1943 (3.2002.7130)

 

(13.7.1943)



Liebe Trudl,

heut ist der dritte Tag seit dem letzten Brief an Dich und drum hab ich auch von Dir keine Post bekommen. Gestern abend bin ich abgemalt worden und das war der Grund des Nichtschreibens. Das Bildl werd ich Dir schicken. Es hat mich 100 Zigaretten gekostet. Du siehst darauf, daß es von einem wirklichen Künstler sein muß. - Auf Postenbereich sonst keine Neuigkeien. Gestern war schon wieder eine Theatergruppe da, aber diesmal eine ukrainische. Die spielen meist besser als die, die bis zu uns vom Reich kommen. An die 20 Leute haben unter einem deutschen Leiter und Ansager 2 Stunden ein sehr nettes Programm gemacht. Da sind auch wirklich junge und auch hübsche Mädchen dabei. Die spielen nett und natürlich, sind auch sicher nicht so sehr von ihrer Mission überzeugt, als die, welche vom Reich kommen. Der Ansager ist selber ein gemeiner Soldat, sie freuten sich sichtlich an ihrer eigenen Spielerei. 2 Grotesktänze waren künstlerisch ausgesprochen wertvoll. In einem hat sich eine russische Bäuerin einen Kavalier gesucht, der andere war ein Apachentanz. - Jetzt hol ich zuerst die Abendkost und dann schreib ich wieder weiter, so mir was einfallt. Auf alle Fälle kann ich Dir schreiben, was es heute zum Abendessen gegeben hat. - Inzwischen hab ich nicht nur das Abendessen geholt, sondern auch schon gegessen. Es hat Tee, natürlich ungezuckert, gegeben und Schweizerkäse. Dazu die jetzt fast immer üblichen 70 Gramm Butter. Brot gibt es alle 2 Tage 3 Pfund, wovon ich aber nur die Hälfte esse und die andere Hälfte gegen Milch eintausche. Die Maria von dem Nachbarhaus links war grad da, hier wohnen 4 Maria nebeneinander. So heißen wir die unsere Marussia und eine andre Sestra Komunista. Gegen den Namen wehrt sie sich. (Sestra heißt Schwester und Bruder Brat. Manches ist im russischen ganz einfach und leicht zu merken, aber dies ist das wenigste) Diese besagte Maria wollte Sacharin und bringt mir dann abends, wenn die Kuh heimkommt, dafür Milch. Ein Liter Milch kostet 20 Blattl. Von Moosach und vom Felix hab ich ziemlich viele bekommen, so daß ich mir den Luxus noch oft leisten kann. (Du sollst nämlich Dein Sacharin alles selber essen, drum schreib ich das). - Nun soll ich die Maschine frei machen, weil jemand was dienstliches schreiben muß. Wenn ich das nicht tu, dann müßt ich es am Schluß es selber machen. Jetzt fällt mir auch schon nichts mehr ein, eine Rolle werd ich morgen wegschicken und eine Büchse Ölsardinen nach Moosach, denn Pakete machen ist hier tatsächlich ein Vergnügen. Diesmal hast Du recht. - Nun grüß ich Dich und die Kinder recht herzlich und Dich besonders - Dein Bertl.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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