Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Ehefrau an Adalbert Huber am 1.4.1943 (3.2002.7130)

 

ohne Datum (1.4.1943?)



Lieber Bertl,

gell (so haben wir in Kempten gesagt und das ist richtig) ich hab Dir schon lang nicht mehr geschrieben, aber Du hast Dich ja auch inzwischen mit einer anderen Frau getröstet, indessen ich einsam und verlassen zuhause sitze mit meinen 3 Kindern. Nichtsdestotrotz hat unser lieber Bulemann ein neues Bett, eine Zwischengröße und die Otti schläft in Tilos Bett. Annerl wird uns morgen für immer verlassen. Berta war heute da und hat viele Witze erzählt ich kann aber keinen behalten und außerdem darf man auch keinen schreiben zweng der Zensur. Das Gas haben wir jetzt endlich wieder. Aus bestimmten Gründen konnte ich auch nicht elektrisch kochen inzwischen. Auch die Fenster wären wieder da, wenn nicht Annerl eines beim Heimtransport geliefert hätte. Sie hats wieder zurückgetragen und gesagt, das sei noch nicht gemacht aber am neuen Kitt hat mans erkannt. Alle Leut haben nämlich noch kein Gas, aber doch sei der kleine Gaskessel schon wieder in Betrieb, aber in den Leitungen sei noch Luft drum muß man vorsichtig vorgehen. Unsere Gisa hat ein wunderschönes Winterdirndl bekommen von der Frau Feuerer. Es ist ein Gedicht, aus dem gleichen Stoff wie mein lila (rot und blaukariert wirkt lila) Klädchen aber halt mir Rüschle dran und Zickzackborten und einem feinen blauen Fahnentuchschürzl. Wie ein Kind von der Frauenwarte selber schaut sie aus. Unser Haus ist noch immer nicht so entrümpelt wie mans könnte, und wie ichs möchte, aber ich darf den andern ja doch nicht zuviel dreinreden, sie werdens schon noch machen. Außerdem weiß man ja heute selbst nicht mehr, was man eigentlich tun soll. Abwarten, bis man abgeschlachtet wird. Seit Jahrtausenden schlachten die bösen Menschen die armen Tiere, nun werden wir halt auch mal abgemurkst, in Rußland oder hier, es ist ja alles Wurscht, Hauptsache ist, wenn sich was rührt dabei. Die Otti hat immer noch Durchfall. Wenn ich ihr keine Milch und Zucker gebe, ist es besser. Für einen Schreiner und Innenarchitekt gäbe es jetzt soviel zu tun in unserer Wohnung, aber wenn Du mal kurz Urlaub hast, mag ich Dich auch nicht plagen und außerdem ist alles egal, das läßt sich besser schreiben als Wurst, weils ja eigentlich Wurscht heißt. Die Katharina von Emmerich hätte einmal prophezeit, d.h. in Traumgesichtern gesehen, daß im Jahre 50 bis 60 vor 2000 der Teufel von der Hölle losgebunden wird, ich glaub schon bald, daß das so ist, ich kann Dich aber beruhigen, nachher wird er wieder eingesperrt, wenn er uns bis dahin noch nicht aufgefressen hat. Mußt halt immer recht brav sein, dann traut er sich nicht. Aber das bist Du sowieso. Vielleicht sind wir alle Menschen ein wenig zu gottlos gewesen. Jetzt geh ich ins Bett und nehm die Otti zu mir. Viele viele Bussi. - Deine Trudl.
P.S. Wenn Du jetzt allein bist, komme bitte nicht in Versuchung was zu nehmen, was uns nicht gehört, es würde uns nicht schmecken. - Nach dem 1. werd ich Dir nochmal schnöden Mammon schicken.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top