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Brief (Transkript)

Kinder an Adalbert Huber am 25.12.1942 (3.2002.7130)

 

ohne Datum (25.12.1942)



Lieber Papa,

nun ist das liebe Christkind glücklich zu uns gekommen und scheinbar waren wir auch recht brav, denn es hat uns recht beschert, nur Du bist sicher nicht brav gewesen, weil du hast nicht kommen dürfen. Nun ist die große Frage, soll ich Dich besuchen oder nicht, aber davon später. Das Christkind ist recht früh, schon am Nachmittag zu uns gekommen, die Moosacher waren da aber ohne Struppi. Nun laß ich die Kinder erzählen:
Deine liebe Gisa schickt Dir den Christkindlebrief und mir ham lang gewartet unds Christkindl ist lang nicht kommen und auf einmal hat die Omama von Moosach gesagt, jetzt kanns bald kommen und gleich darnach hats klingelt und ich hab ein Puppenbettchen kriegt und so eine schöne schöne Puppe dazu und die kann Mama schreien, und dann hab ich noch ein seidenes Nachthemd bekommen und ein Nachthemd für die Puppe und 3 Puppenkleider und eine hellblaue Kette und Puppenarmreif, Puppenhalskette und Anhänger und dann jedes noch drunten einen Rucksack kriegt, die Otti, der Tilo und ich. Und ein schönes Bilderbuch und ein Pilzmärchenbuch und die Otti hat einen Schaukelkasperl gekriegt und die Otti hat ein Leiterwägle kriegt und die Wiege ist jetzt ganz blau angemalt und drunten hab ich dann auch Schneidefiguren gekriegt und wennst Du kommst, dann mußt Du mir Aufhängebildle draus machen. (Wenn jetzt ein Fehler kommt ist die Otti dran schuld) und ein mit dem Gockelhahn und ein Mädel mit der Kerze und 2 so Kasperl. Und der Christbaum ist kleiner als sonst. Die Sterne passen nimmer hin und die Sterne die sind an der Wand und unterm Christbaum da steht ein Kripperl und das steht auf dem schwarzen Holztischerl. Und rechts und links neben dem Christbaum sind eine Reihe Äpfel (wie gewählt!). Des Kripperl und alles hat uns gut gefallen. Und der Tilo hat einen Panzerwagen kriegt. Der Kaufladen ist neu tapeziert und gemalt ist er frisch und da ham mer schöne Karten kriegt und die sind Bilder worn fürn Kaufladen. Und Blümerl ham mer vom Christkindle reingetan und die waren in den Blumenstücken drinn. Und die Puppe, die wo keine Perücke nicht gehabt hat, die hat jetzt eine schwarze Perücke mit Zöpfen. Und jetzt ham mer im ganzen 5 Puppen und eine heißt Miß Elisabeth und die schöne mit dem himmelblauen Kleid heißt Erika und die mit alte große heißt Berta und die mit de Zöpf Traudl und die andere Gustine. Die wost Du malt hast. Das Puppenzimmer ist auch tapeziert und da sind Sesseln, ein Sofa ein runden Tisch und an dem Toilettetisch da ist wieder ein richtiger Spiegel da und da ist ein kleiner Handspiegel hinten hingemacht. Und schöne Vorhänge sind drinn im Puppenzimmer rosa und dunkelblau gedüpfelte Seide mit schönen Spitzen dran und die kann man auf und zu ziehen. Wir haben ein Herr und eine Frau und ein Bäby und ein großes Kind. Im Kaufladen ham mer Backwerk reingetan und Marzipanhäschen und Marzipanzigaretten und 2 Gänse ham mer gebacken und am Schaufenster ist wieder ein Glas dorten und alles ist schön frisch angemalt. Und kleines Vollkornbrot hamer aber kein echtes nur aus Lebkuchen. Ein Hänsel und Gretltheather ham mer kriegt und die schöne große Puppe hat seidene Schuhe und echt Wildleder. Und die Erika und die Miss Elisabeth haben auch Schuhe. Und Socken und die Erika auch. – Gruß und Kuß Deine ganz liebe Gisa und noch 1000 1000 1000 Bussi.
Jetzt kommt der Schmilo dran.
Ich hab ein Soldatenbuch gekriegt und eß Plätzchen und hab ein Gewerr und ein Panzerauto und ein Soldatenkleid und eine Schifferlmütze. Und hab ein schönes Pferd gekriegt und eine Eibizi und ich schieß das Haus tot. Mir hätten gemeint mir kriegen nur wenig und derweil ham mir viel gekriegt. Und mir ham ein Krippelein gekriegt und hab ein Stoch und eine Glocke in der Hand und mach bumbum. Und auch die Platte vom Kindertisch da ist ein Tiergarten und mir ham ein Theater. Und wir haben so was außen mit dem Löwen gekriegt und da meint man da ist was zum Waschen drinn, derweil ist da Marzipan drinn. Kuß und Kuß Dein lieben Tilo.
So Papa, nun weißt Dus.
Otti drann Papa hinsitzen da so slafa, Huba. (Sie kann noch nicht diktieren.)
Die Kinder haben sich recht gefreut, sie haben allerdings auch recht viel bekommen von allen Seiten, sogar von Frau Singer ein nettes Bilderbuch, von Johanna Hacker eine Soldatenbrust und von Frl. Marie nette Taschentücher von Onkel Georg ein Gewehr, von den Moosachern eine Puppe mit viel Schmuck und 3 netten Kleidchen, von Rauchenberger ein Puppenbettchen, von Meschenmosers Vater einen Tiergarten, dazu kommen noch Deine Sachen und die alten wieder neu aufgestellten. Trotz allem, der Otti hat zunächst natürlich das Lichti gefallen und dann den alten Bärle und den alten Wauwau aus Konstanz. Daß der Tilo halt gar so eine Freude am Gewehr hatte, wird Dir nicht imponieren, aber es ist so. Den Rucksack und das Gewehr zieht er den ganzen Tag nicht aus, höchstens um zu schießen oder was einzupackeln in den Rucksack und dann wirds gleich wieder aufgesetzt, natürlich wirds auch ins Bett mitgenommen, nur ist immer ein bißl schwer für ihn, wenn er gleich alle seine Sachen auf einmal trägt, Pferd und Wagen und Panzer und Gewehr. Dir ists sicher nicht recht, aber Du bist ja nicht da, und dann kannst Du ja immer noch den Tilo zur rechten Zeit aufklären, er ist ja noch so jung. – Ob ich dich besuchen soll, das ist so eine Sache, die verstehst Du nicht. Wenn ich weggehe, gibt das immer Arbeit, das würde ja normalerweise nichts machen, aber Du weißt, ja, grad dann sind wir auf das Annerl angewiesen und andererseits bin ich dran sie zu schmeißen, wenn bis nächsten Monatsersten......

 

 



Ansicht des Briefes

 

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