Brief (Transkript)
Adalbert Huber an seine Ehefrau am 25.4.1942 (3.2002.7130)
25. Brief am 25.4.1942
Liebe Trudl,
gestern hab ich mit viel Vergnügen Deinen Brief mit den Zigaretten bekommen und heute müßte nach menschlichem Ermessen auch das Paket aus Allentsteig ankommen. Die Zigaretten brauch ich nicht sehr notwendig, Tabak wäre mir lieber, aber auch da bin ich vorläufig noch versorgt. – Ich freu mich sehr auf Deine Fotos. Wie ich mich erinnere ist aber kein Film im Apparat. Du kannst das selbst feststellen, wenn Du einmal abdrückst und dann beim Weiterdrehen obacht gibst, ob der linke Knopf sich währenddessen auch weiterdreht. Er dreht sich entgegengesetzt zum eingravierten Pfeil. Wenn sich der beim Weiterdrehen ruhig hält, dann ist kein Film drin. Die Empfindlichkeit ist bei Schwarzweißfilmen ca. 17 – 19 Grad. Es ist noch ein Film da für die Leica. Nimm den und den Apparat und laß beim Fotohändler einlegen. Und wenn Du fertig bist, worauf ich mich schon freu dann rufst Du abends den Vogler an. Du findest ihn unter Kaffee Theresienhöhe. Der soll den Film holen und Bildl machen. Er hat mir das versprochen und tut es wahrscheinlich gerne. - Du hast recht, daß der Tag bei uns früher angeht. Aber auch mit viel Geschrei, denn da wo wir sind ist wieder eine Kaserne. Um _ 6 sollen wir aufstehen und da ist es schon taghell. Und sonst tun wir halt so zu, bis zum Abend. Manchmal haben wir viel Arbeit und dann wieder gar keine. Ich lern jetzt gerade den St. Bürokratius persönlich kennen. Ich habe die Vorschriften zu verwalten. Das macht jetzt auf Dich keinen Eindruck, aber ist so ein Wust von Papier, daß man es anfangs kaum für möglich hält. Gestern hab ich auch die ersten Matritze geschrieben und 100 Papierl abgezogen. – Von Kinos hab ich noch nichts gesehen. Vielleicht bekommen wir morgen, am Sonntag ein paar Stunden frei. Ich bin recht neugierig und werde Dir schon wieder mal schreiben. Daß Du die Packl hast brauchen können freut mich. Sind die 2 kleinen für die Kinder angekommen? Hier sind die Leute arm, ob sie es vor der Befreiung schon waren, weiß ich nicht. Um Brot kann man alles haben nur ist unser Brot auch knapp. - Nun grüßt Dich und alle unsere Kinder - Dein Bertl.
Ansicht des Briefes
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