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Brief (Transkript)

Georg Splettstößer an seine Ehefrau und Kinder am 6.5.1943 (3.2002.1295)

 

Rußland 6.5.43



Liebe kleine Frau u. Kinder!

Heute ists wieder sehr heiß. Die Nacht hatten wir Wache, dann ist es trotz Pullover u. Mantel kalt. Es fallen hüben u. drüben Schüsse, M.G. bellen u. ab u. am beharken sich die Artilleristen von Freund u. Feind. So geht das die ganze Nacht. Nachdem ich nun einige Tage hier bin, bin ich zu der persönlichen Ansicht gekommen, daß in diesem Sommer wohl kaum eine Offensive großen Stils gestartet wird. Wir werden die Stellungen halten u. vor allem die Ukraine vor dem Zugriff der Russen schützen, denn das ist ja bekanntlich sehr wichtig. So langsam kommt der Körper bei der Kost hier wieder zu Saft und Kraft und da hat man so eine gewisse Sehnsucht nach einer kleinen Frau, die allerdings (leider) sehr weit weg ist. Gestern gab’s Marketenderware, 34 Zigaretten, 5 frische Eier, Keks + Drops u. (höre + staune) Bier! Noch vorgestern hätte man für ein Glas Bier 10,- RM gegeben, wenn man es nur gehabt hätte. Ja, über alles, gutes Essen u. sonstige Sachen freut man sich, doch warum muß man erst seit Rußl. fahren, um dies wieder zu bekommen. Manchmal ist mir alles egal, wie es kommt, dann fragt man sich warum und wieso soviel Elend! Wir können jedoch weiter nichts dazu tun, als nur unsere Pflicht erfüllen. In Tunesien siehts nach dem Wehrmachtsbericht vom 4.5. (nach langer Zeit mal wieder den W.B. verlesen gehört) ja auch beschissen aus. Wenn es noch lange so weiter geht, fange selbst ich an, schwarz zu sehen. Aber es wird schon alles gut auslaufen.
Heute hat Mutter ja Geburtstag, Du wirst wohl nicht dort sein, Muß nun aufhören, die Post muß abgegeben werden Zigaretten habe ich genug. Viele innige Küsse von Eurem
Vati.

Jetzt kommt die Kunde, daß wir sofort nach dem Essen abrücken in unseren Abschnitt, wo Partisanen hausen, die sollen wir unschädlich machen. Angeblich sind wir wieder gegen 18 Uhr zurück. Vielleicht glückt es uns, diese Brut zur Strecke zu bringen. So stehe ich denn also vor dem ersten Gefecht. Sieg Heil und fette Beute!

 

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