5.2.43

Liebes Muttichen u. Kinder!

Deinen Brief v. 1.2. u. Karte v. 2.3. sowie beide Päckchen mit Mandarinen u. Gebäck heute bei guter Gesundheit erhalten. Die Kekschen schmecken aber gut, hast Du die gebacken? Habe vielen Dank dafür. Freue mich, daß Mutter so mütterlich an Dich denkt. Es kann schon sein, daß sich jetzt alle mehr um Dich scharen, na schließlich bist Du ja auch meine Frau u. Mutter meiner Kinder. Dennoch hast Du einige Abende Dein Licht in der Kirche gehabt. Es ist doch gut, wenn man so einige Bekannte hat, die mit so was umzugehen wissen. Kurt hätte es gewiß nicht zu Wege gebracht. Werde heute noch an Goebel schreiben. - Unsere stolze 6. Armee liegt uns sehr am Herzen, sie ist nicht mehr. Aber es wird eine neue 6. aufgestellt und dazu gehören auch wir! Also unsere Zukunft liegt im Osten! Unsere Besichtigung verzögert sich bis Anfang März. Vorher ist also an Urlaub nicht zu denken. Und wer weiß, was dann kommt. Doch wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben und eines Tages werde ich doch mal vor Euch stehen. Also die Amüsier-Bars sind bei Euch jetzt auch geschlossen. Dies hat man hier allgemein begrüßt, denn hier sind wohl viele glückliche Ehen zunichte gemacht worden. Es muß auch radikal durchgegriffen werden, nur so können noch richtige Kräfte freigemacht werden. Trotz aller schlechten Nachrichten sehe ich noch lange nicht schwarz, denn noch stehen wir in fremden Ländern u. nicht unsere Feinde in Deutschland. Und wirtschaftlich können sie uns schon lange nichts. Also laß auch Du den Kopf nicht hängen, man muß auch einige wuchtige Schläge vertragen können. Gewiß, es ist niederdrückend, trotzdem wollen u. dürfen wir das Lachen nicht verlieren. Wir sind nun mal hineingeboren in den Strudel des Weltgeschehens, da hilft nun nichts, wir müssen wieder raus. Also laß den Kopf nicht hängen u. hoffe auch Du auf ein baldiges Wiedersehen. Am 30. also wollten es die Tommies wissen. Wir hatten vorgestern Nacht Fliegeralarm, war aber nix los.
Es küsst Euch 3 Euer Vati.