8.11.42

Liebe Mutti,

heute nur ein kleines Lebenszeichen. Wir haben gemeinsam die Führerrede gehört, Du hoffentlich auch. Oder ließen die Kinder wieder mal nicht die nötige Aufmerksamkeit aufkommen? Was sonst an Nachrichten durchkommen, höre ich nicht, die letzten Nachrichten habe ich zu Hause gehört. Aber wir werden schon rechtzeitig von allen wichtigen Ereignissen unterrichtet. Dem deutschen Soldaten wird nichts vorenthalten! Der Dienst war bisher nicht schwer, und wenn er schwer kommt, ich bin dabei und mache ihn gern. Es macht sich sehr bemerkbar, daß man 10 Jahre SA-Mann gewesen ist. Denn einige stellen sich wirklich zu dumm an. Das Essen ist gut. An Brotaufstrich habe ich hier mehr als zu Hause, das Brot ist ausreichend und schmeckt sehr gut. Bis jetzt hatten wir täglich Fleisch, wenn kein großes Stück so doch jedenfalls insgesamt mehr als zu Hause. Wir fangen an, uns abzuhärten, jeden Morgen bei freiem Oberkörper eine kalte Dusche, und ich schrieb wohl schon, Erkältung kenn ich hier nicht. Wie Du siehst, schreibe ich mit Tinte, habe mir einen Füllhalter gekauft, kostet 250,- Frank = 12,50 RM. An Dich habe ich auch gedacht, morgen schicke ich ein kleines Päckchen mit Schokoladenpulver ab, wenn Du im Besitz desselben bist, gibst gleich Bescheid. Heute war ja Geburtstag, hoffentlich haben sie sich gut unterhalten. – Wenn ich auch noch kein richtiger Soldat bin, das eine kann ich Dir sagen, ich habe den besten Vorsatz, einer zu werden. Und Urlaub? Gewiß, ich habe meine 3 zu Hause sehr gerne, aber wenn es sein muß, bleibe ich gern 1 Jahr nur wenn es ganz schlimm kommt auch 2 Jahre fern. Wir leben nun mal in dieser großen Zeit, da ist es eben so, daß die Kinder ihren Vater nicht kennen. Aber das ist nicht das Entscheidende. Es ist nun einmal so! Entschuldige die flüchtige Schrift. Es geht in Eile. Meine lieben drei, seid herzlichst gegrüßt von
Eurem Vati.

Heute bekamen wir Marketenderwaren, Kognak, Wein, 24 Zigaretten, 2 Zigarren u. Tabak.