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Brief (Transkript)

Franz Siebeler an seine Eltern am 24.6.1941 (3.2002.1285)

 

Am Bug, den 24.6.41.



Ihr Lieben Alle!

Wir warten, dass es weitergeht. Die Strassen sind von vorrückenden Kolonnen verstopft und da kann es noch einige Zeit dauern. Ich will sie benutzten, um Euch noch einige Zeilen zu schreiben. Wir liegen hier im Zentrum der Front und der Widerstand des Feindes ist hart. Es hat die heftigsten Anstrengungen gekostet, um ihn aus seinen jetzigen Bunkerstellungen zu vertreiben. Mehrmals musste die Infanterie zurück, da die Roten die Massen wie im Weltkriege vorwerfen. Jetzt schein der Vormarsch aber zu rollen. Unsere Panzer greifen an! Die werden es schon schaffen. In der Ferne hört man Artilleriefeuer. Der Feind ist rd. 30 km zurückgeworfen. Wir haben gestern morgen mehrere Bombenangriffe der Roten erlebt. Auf einen Schlag erschienen 27 Martin-Bomber. Die Bomben sassen gut. Eine traf die Brücke welche aber unterdessen von den Pionieren wieder hergestellt worden ist. Tote hat es durch die Bomben nur wenige gegeben, aber nicht bei unserer Einheit. Ein Reihenwurf der Roten schlug 300 vor unserer Stellung ein. Da lagen wir aber schnell mit der Nase im Dreck. Weit wagen sich die Brüder aber nicht vor. Bis zu den Batteriestellungen und dann schnell zurück. Seit gestern Mittag fliegen die Jäger dauernd Sperre und kein Roter lässt sich mehr sehen. Auf dem Rückflug kamen gerade die ersten zwei Messerschmidt, die nämlich prompt je einen Russen abgeschossen haben. Das war eine Freude, als die beiden brennend abstürzten. Später, bei einem der nächsten Angriffe, schoss eine andere Me noch einen grossen Bomber ab. In der Abenddämmerung flogen noch mal 4 Rote ein, von denen einer durch Flak abgeschossen wurde. Es ist eine Freude zu sehen, wenn die Me 109 mit 700 km Stundengeschwindigkeit vielleicht 100 - 150 m über uns hinwegbrausen.
Der Feind hat sonst starke Verluste gehabt. Die Bunker sind niedergekämpft. Nach Aussagen der Stosstrupps haben die politischen Kommissare ihre Leute mit vorgehaltener Pistole gezwungen, wieder in die Bunker zu gehen, die sie infolge des Artilleriebeschusses verlassen hatten. Die Zivilbevölkerung hat aus dem Hinterhalt sich an diesen Kämpfen beteiligt. 20 Personen, darunter 2 Frauen, wurden standrechtlich erschossen. Das ist auch mehr wie Recht, denn was Gemeineres gibt es wohl kaum. Die umliegenden Orte sind fast vollkommen zerstört, z.T. durch die russische Artillerie, die nach unsere Infanterie schoss, die sich dort festgesetzt hatte. Nachts war der Himmel rot vom Feuerschein. Durchs Scherenfernrohr habe ich alles genau sehen können. Nun wird der Marsch bald weitergehen und wir brauchen uns von den Mücken nicht mehr zerstechen lassen!
Also alles Gute! Denkt an mich beim Beten! Tausend Grüsse und Küsse!
Euer Junge

Der Foto hat viel zu tun!

 

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