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Brief (Transkript)

Franz Siebeler an seine Eltern am 5.6.1941 (3.2002.1285)

 

Döberitz, den 5.6.41.



Ihr Lieben!

Sende Euch von hier die herzlichsten Grüsse. Augenblicklich ist hier wunderbares Wetter und man hält es kaum in der Bude aus. Gestern war ich wieder bei Bosens. Ein Paket habe ich zurechtgemacht, in welchem die Steppdecke enthalten ist nebst schmutziger Wäsche. Ich habe noch schmutzige Strümpfe und Taschentücher, die ich morgen im Päckchen schicke. In der neuen Abteilung gefällt es mir sehr gut. Natürlich brauche ich noch einige Zeit um mich einzuarbeiten. Aber das wird auch schon klappen. Am 2. Festtag waren wir alle in der Ludwigskirche. Nächsten Sonntag will ich zur Jugendkundgebung ebenfalls hin. Es wird dann für lange Zeit vielleicht das letzte Mal sein. Ende nächster Woche kommen wir von hier weg. Aller Wahrscheinlichkeit nach Polen. Man munkelt davon, dass wir dort nicht lange bleiben, sondern weiter nach dem Irak kämen. Wie und auf welchem Wege dies jedoch möglich wäre, kann ich mir nicht denken. Aber schliesslich ist ja beim Kommiss alles möglich und eines Tages könnte man dort unten landen. Mein Wunsch ist’s aber nicht. Erstens ist’s zu heiss und ausserdem würde es aber wohl kaum so ruhig wie in Serbien zugehen. Aber es hat kein Zweck, sich schon jetzt graue Haare darüber wachsen zu lassen. Der Herrgott wird’s schon alles zum Besten lenken. Lasst bald von Euch hören! Es grüsst Euch tausendmal

Euer dankbarer Sohn
Franz.

 

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