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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 28.10.1940 (3.2002.0966)

 

Braunschweig, d. 28. Okt. 1940



Liebe Eltern!

Ich muß wohl heute einmal wieder schreiben. Wir haben gerade Mittagspause. Ich habe da gerade ein bischen Zeit. Gestern bin ich ja nicht viel zum schreiben gekommen, denn wir sind Sonntag zum 1. x ausgeführt. Um 2 Uhr ging es von der Kaserne ab. Zuerst sind wir zum Hauptbahnhof gefahren und sind ein bischen durch die Stadt gegangen. Dann sind wir nach Brschwg-Maschrode gefahren. Hier haben wir prima Kaffee getrunken. Um 4 begann dort die Musik. So hatten wir prima Unterhaltung. Mit unserem Unteroffizier waren wir 10 Mann. Dort haben wir dann noch meinen Geburtstag gefeiert. Es war bestimmt prima in Ordnung dort. Um 7 Uhr sollten wir schon wieder in der Kaserne sein. 1/2 9 Uhr ist es aber geworden. Wir können bestimmt mit dem gestrigen Ausgang zufrieden sein.
Am Donnerstag waren wir zum Variete. Jedenfalls 25 Mann von der Kompanie. Unsere Korporalschaft konnte geschlossen mitgehen, da wir wohl die zackigsten sind. Am Freitag hatten wir wieder Scharfschießen. 100 Meter liegend aufgelegt. Ich habe 12, 12, 10 geschossen. Ein ganz prima Ergebnis wie Ihr seht. Jetzt muß ich erst einmal aufhören, denn die Mittagspause ist zu Ende.
Es ist jetzt 8 Uhr und wir sind gerade fertig mit der Putz- u. Flickstunde. Wir müssen jetzt noch essen und dann geht es um 9 Uhr in die Betten. Heute nachmittag bei der Parole habe ich Euer Päckchen und das von Familie Bartels erhalten. In der Kaffeepause haben wir den Topfkuchen schon halb aufgegessen. Er hat prima geschmeckt, und ich kann Euch hierfür danken. Meine Kameraden danken ebenfalls. Der Topfkuchen ist einmal etwas anderes als immer nur Brot.
Sonst ist es hier ganz in Ordnung. Man wird das Leben beim Kommiß ja auch gewohnt. Unser Korporalschaftsführer ist auch schwer in Ordnung was wollen wir noch mehr. Es herrscht auf unserer Stube ein prima Kameradschaft. Mit dem Mantel für das Fahrrad könnt Ihr ja in Ordnung bringen. Was gibt es denn dort neues? Hermann Heuer ist ja nach Hildesheim zur Infantrie gekommen.
Nun muß ich schließen, denn die Uhr rückt immer weiter vor. Seid Ihr, sowie Oma, alle gegrüßt von Eurem
Gustav

Schreibt nun demnächst auch einmal wieder.

 

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