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Brief (Transkript)

H. D. an seine Ehefrau am 13.6.1941 (3.2002.0280)

 

13. VI. 41.



Mein kleines goldiges Lieb!

Heute bekam ich Deinen lb. Brief. v. 10. VI. 41. Krank bist Du gewesen und hast gelegen? Stromerchen, das schreibst Du mir auch erst, nachdem Du anscheinend schon wieder krabbeln kannst. Komm’, Liebling, gib’ mir mal Dein Herzchen in meine beiden Hände. Ich will es ganz fest halten und warm, bis es wieder ruhig ist und zuversichtlich. Du bist doch garnicht zimperlich, Liebes. Was spricht aus Deinen Worten immer für ein starker Glaube, mit welchem Mut und was für einer Liebe nimmst Du die vielen Beschwerlichkeiten der Schwangerschaft auf Dich. Alles ist für Dich nur deshalb schlimmer u. so arg schwer, weil Du allein bist, das weiß ich, kleines Frauchen. Aber einmal schlägt auch die Stunde, von der Du schreibst, wie sie mit Glockengeläute verkündet wird. Diese Freude dann wird alles überstrahlen u. aufleuchten lassen, was heute manchmal unseren schwachen Herzen schwer und düster erscheint. Ich glaube, da werden wir ganz dankbar zum Himmel aufschauen, der uns diese Stunde erleben läßt. Bis dahin wollen wir zwei uns gegenseitig starke Stütze sein. Wenn wir zwei immer zusammen stehen, da werden wir doch mit allem fertig. Wozu Du, armes Lieb, bei mir alle herhalten mußt. Ich tue und denke doch einfach nichts ohne daß ich nicht erst mit meinem lieben, klugen Frauchen gesprochen habe. Und Du bist immer für mich da, wirst nie meiner Fragereien überdrüssig. Ja, Schatzel, es ist gut, daß ich Dich habe. – Schatzel, ich habe heute wieder ein Paket an Dich geschickt mit meiner langen Hose, da ich sie doch nicht brauche, meinen Schuhen, dem Ledermantel (der ist jetzt zu schwer) und meiner alten Feldmütze. Letztere habe ich mitgeschickt, damit Du sie gegebenenfalls mit neuem Stoff (nicht Seide) beziehen lassen kannst, wenn Du keine andere, neue Mütze in derselben Art auftreibst. Du bemühst Dich natürlich nur dann um Mütze u. Handschuhe, wenn Du willst u. gesundheitlich völlig einwandfrei kannst. Nun noch etwas, Schatzel. Aus meiner Päckchenschickerei hast Du ja gemerkt, daß ich mal wieder in Deutschland bin. Vor einer Woche bin ich angekommen, muß morgen aber schon wieder weiter. Ich bin hier ganz im Osten Deutschlands, in Wansen bei Breslau. Und morgen geht es vermutlich in eine ganz trostlose Gegend, da wo sich die Füchse Gute Nacht sagen. In der letzten Woche mal zu kommen, war ganz ausgeschlossen. Und wie es in der Zukunft wird? Mit 99 % halte ich es auch für ausgeschlossen. Ich schreibe Dir das erst heute, weil ich Dir durch ein Warten auf mich beunruhigte Tage ersparen wollte. Und ich glaube, ich hatte Recht, denn jetzt hast Du doch Gewißheit und siehst klar. Aber den Daumen halten u. das Köpfchen anstrengen, wie ich in der näheren Zukunft mal nach Hause zu Dir kommen kann, das tue ich doch. Nun bleibe mir recht schön gesund. Viele Grüße an Mutti. Es küßt Dich unzähligemal und ganz heiß u. innig, und hält Dich ganz ganz fest.
Dein H.

In dem Paket heute ist auch noch was für Dich drinnen Aber das verrate ich nicht. Das mußt Du selber suchen. Kuß Dein H.!

 

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