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Brief (Transkript)

H. D. an seine Freundin am 29.5.1940 (3.2002.0280)

 

29.V.40.



Mein Liebes, Schmuserchen Du!

Heute habe ich ein klitzekleines Paketeleinchen erhalten. Aber wunderschön ist es. Der Tresor ist ganz fabelhaft, sogar mein Name drinnen. Also, vielen Dank dafür, mein Liebes. Werde jetzt also in dem Tresor meine Mordsgehälter verstauen. Ob der groß genug sein wird? Aber weißt Du, ich mache es so, ich nehme nur große Scheine. Und wenige große, bzw. allergrößte Scheine gibt ja auch ein nettes Sümmchen.- Und im Garten bist Du auch wieder gewesen. Der muß ja erst wunderschön sein. Eine glänzende Idee von Dir. Natürlich nehmen wir den uns später. Das ist doch heute schon „unser Garten“ und bleibt es auch, gelt? Viele schöne Stunde werden wir dort noch verleben. Bist Du auch noch schön gesund? Um mich brauchst Du keine Bange haben. Mir geht es gut. Und solange Du bei mir bist, geht es mir sogar sehr gut. Also geht es mir immer sehr gut. Da mein liebes Mädchen immer so sehr an mich denkt, kann mir ja nichts passieren. Aber dankbar wollen wir sein für jede Stunde, die der, der uns in der Hand hält, uns verleben läßt. Ich glaube, der Herrgott hat mein Liebes sehr sehr gern. Und dafür bin ich ihm auch besonders dankbar. Was haben wir beide persönlich und vor allen das deutsche Volk in dem letzten Jahr doch schon Hand des starken Lenkers aller Dinge gespürt. Ist es einem nicht richtig wohl bei dem Gedanken und im Bewußtsein dieses starken Schutzes und der starken Hilfe! Wie wird wohl später einmal die Geschichte über unsere ganze, so große und so gewaltige Zeit urteilen! Wir erleben zweifellos eine Zeit, die später einmal als ein Einschnitt in der Zeitgeschichte gewertet werden wird. Das mitzuerleben, da mithelfen zu dürfen, lohnt sich schon zu leben. Umso schöner werden wir dann den Frieden erleben. Die längste Zeit hat der Krieg ja wohl gedauert. Der Siegeszug der deutschen Wehrmacht ist doch einmalig. Mein Gott, was hat sie aber auch für herrliche Waffen. – Hast Du meinen Bezugsschein bekommen und was hast Du mit dem Regenmantel erreicht? Klappt es oder klappt es nicht? Du, jetzt habe ich auch meine Kleiderkarte bekommen. Ich glaube, es ist am besten, wenn ich Dir sie schicke. Denn ich kann doch nichts damit anfangen mangels Geldausgabemöglichkeit. Bald habe ich mich schon daran gewöhnt, kein Geld auszugeben. Bin halt ein solider junger Mann … (?) geworden! Das habe ich doch fein gesagt. Man könnte es fast glauben. Aber diese Schattenseite werde ich mich noch bemühen wegzuradieren. – Habe heute auch mal wieder eine Karte von Bach bekommen. Der ist noch in Siegen. Hat durch das Rundschreiben vom Amt erfahren, daß ich Leutnant geworden bin. Würde ihn ja gern mal sehen jetzt. Glaube, daß seine Figur jetzt wohl etwas soldatischere Formen angenommen hat nach einer schönen zackigen Rekrutenausbildung. Dann sitzt ja auch eine Uniform viel besser. Siehst Du, so bin ich, immer muß ich über andere ulken. Drum Schluß damit. – Bleibe mir schön gesund. Grüße mir Deine Mutti recht schön. Habe Du, mein süßes Madelchen die besten Grüße und viele viele Küsse von
Deinem H.

Hast Du eigentlich schon die leider mehrfach von mir geschickten Bilder bekommen?

 

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