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Brief (Transkript)

Manfred von Plotho an seine Ehefrau am 31.1.1940 (3.2008.2195)

 

Ltn. Frhr. v. P.
Feldpostn. 13391

31. Jan. 40



Meine liebe Ingrid,

aus meiner Karte wirst Du entnommen haben, dass wir allerhand Veränderungen erlebten. Aber ich will versuchen, der Reihe nach zu erzählen. Leider schreibe ich aus einem eiskalten Büro, sodass die Leserlichkeit erheblich zu wünschen übrig lässt. Ich hatte eine sehr angenehme Reise, was mir die Erinnerung an die paar Tag Extraurlaub sehr versüsst. Schlafwagenabteil gegen Trinkgeld ganz für mich allein und nur 1 Stde. Verspätung. Gleich Anschluss und nur in Ringerbrück 1 ½ St. Aufenthalt, die ich zu einem sehr schönen Spaziergang am Rhein mit treibenden Eisschollen benutzen konnte. Um 4h Ankunft in Rebr,, wo alles in höchstem Aufbruch, weil das Batt. abends abmarschierte. Ich selbst als Ordonannzoffz. zum Regiment versetzt. Sehr ehrenvoll. Verdanke ich Benno Bruno. Brauchte infolgedessen den Marsch auch nicht mitzumachen, sondern fuhr mit dem Oberstleutnant im Kraftwagen. Unser neues Quartier ist eine Stadt in der Nähe, 2.000 Einwohner, und ich wohne mit Benno ein einer sehr netten Villa eines Lederfabrikanten, wo wir sehr anständig aufgehoben sind. Mittags essen die Offiziere vom Regiment zusammen. Für mich bedeutet es einen enormen Wechsel. Vor allem darf bzw. muss ich jetzt als berittener Offizier Sporen tragen! Im Übrigen ist man irgendwie im Kreis von Herren, es bewegt sich alles auf einem anderen Niveau, sodass ich recht erfreut und Benno dankbar bin. Unsere Lebensumstände sind recht angenehm, Kino und Kaffee am Ort anständiger Friseur, also können wir eine Weile mit aushalten. – Hoffentlich geht es Dir weiter so gut. Morgen fängt der Monat an, in dem Deine Aussichten erheblich steigen. Wie schnell werden diese 4 oder 6 Wochen vergehen. Du brauchst Dir um mich auch keine Sorgen zu machen, denn wenn ich auch keinen Druckposten habe, so bin ich doch aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich etwas heraus. Bitte erkundige Dich doch mal beim Schneider Tel. 334583, ob er meinen leichten Rock schon nach K’lautern geschickt hat, und schreibe mir darüber, damit ich ihn von K’lautern abholen lassen kann. – Gestern hatten wir zum ersten Mal eine Theatervorführung: Der Trockenkursus. Unsere Männer waren begeistert, ich fand es auch recht nett. Später hörten wir die Führerrede, die wohl hauptsächlich den Zweck hatte, die Leute aus dem Winterschlaf aufzurütteln und unberechtigten Optimismus zu zerstören. Danach wird dieser Krieg also militärisch entschieden und nicht anders. Schön sind die kürzlichen Erfolge unserer Luftwaffe gegen feindliche Transportzüge. – Benno lässt Dich schön grüssen. Ebenso Pfleiderer und [...], die mich jetzt mit ersichtlichem Abstand behandeln. Ich kann nur immer wieder sagen, dass ich froh bin, meine Übungen seinerzeit so eifrig betrieben zu haben. – Alles Gute für Dich, mein Tutzilein, Grüsse die Eltern schön. Hatte von Trutz einen sehr netten Brief zur H.K. Tausend liebe Grüsse von Deinem
Manfred

 

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