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Brief (Transkript)

Manfred von Plotho an seine Ehefrau am 8.1.1940 (3.2008.2195)

 

Montag, den 8. Jan. 39 (1940)



Meine liebe Ingrid,

Dein liebes Telegramm mit den Glückwünschen kam heute morgen schon an! Ich finde es sehr nett, dass Du Dich so mitfreuen kannst. Ich bin aber wirklich mit Wirkung vom 1. Dezember zum Leutnant befördert – und bleibe als einziger Offizier in der Kompanie. Seit heute wohne ich auch mit Oberlt. Pfleiderer zusammen, der in das noch warme Bett von Bischoff gezogen ist. Bischoff und Klause sind zu anderen Kompanien versetzt. Grosse Veränderungen in unserem kleinen Lebenskreis. Ich bin tatsächlich von den Portepeeträgern bei weitem der Älteste in der Kompanie und werde wohl ein bischen hinter den Kulissen mit regieren helfen. Benno Bruno war gestern am Sonntag eigens in Tackenberg [?], um mir dieses mitzuteilen. Wir waren aber wieder ausgeflogen – schon am Sonnabend nach K’lautern gefahren, wo Schmelz [?] und ich ausgerechnet in Zimmer no. 45 im Hotel [...] übernachtet haben. Ich mit geteilten Gefühlen. Trotzdem war die Stadt wieder ganz erholsam mit Kino und leider verunglücktem Theater. Verunglückt insofern, als der Zarewitsch wegen Erkrankung des Hauptdarstellers nicht gegeben wurde. Statt dessen ein bunter Abend, der uns bald zu bunt vorkam. Familie Bauer (von dem Cafe Bauer, der Onkel von Oberl. Pfleiderer, wo er nun schon seit Weihnachten seine Frau wohnen hat) war wieder reizend. Da wir nun schon so oft dort gegessen haben, überreichte ich in unser aller Namen das gerahmte Photo von den Posten auf dem [?]. Grosse Rührung. Später wurde von Tackenberg [?] die Nachricht meiner Beförderung durchtelefoniert, was wir dann gleich befeiern konnten, deshalb bekamst Du Dein Telegramm auch schon gestern abend, obwohl es eigentlich heute morgen auf Deinem Frühstückstisch liegen sollte. – Soviel von mir. Von Dir bekam ich inzwischen Briefe no. 5 – 7 mit erstaunlicher Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit. Du bist sehr viel braver gewesen als ich, aber Du wirst Nachsicht üben, wenn Du Dir unseren Lebenswandel hier vorstellst. Um Deine Briefe auch richtig zu beantworten: Es ist alles tadellos angekommen, auch der Käse im Pyjama. – Habt Ihr viel Eier in Bliestorf? Dann könntest Du noch eine Kiste auf den Weg bringen: Herr v. St., bei Ziegler, Tackenberg [?] über Blietenhorst [?], Saarpfalz. – Im übrigen habe ich einen Wunsch zum Leutnant: Eine vernünftige Dienstuhr: Armbanduhr mit Leuchtziffern und Sekundenzeiger. Wenn es geht splitterfreies Glas. Zu schicken an Felpostnummer, die ab 20. Januar Nr. 00378 C ist. Bitte vormerken. Vati’s Uhr geht leider überhaupt nicht mehr, sodass ich sie Dir zurückschicken werden oder auch direkt nach Blankenberg. Deine Telegramme gehen enorm schnell: Abends aufgegeben habe ich sie den nächsten Morgen früh. – Wie vernünftig, dass Ihr um Grossmama nicht lange trauert. Es ist für sie und alle so eine Erlösung, dass sie endlich heimgehen durfte. – Dass [...] eingezogen ist, freut mich riesig. Grüsse ihn ganz besonders von mir! Die Sache mit dem Nachrichtenoffizier ist natürlich interessant, aber ich weiss noch nicht, ob’s mir gelingen wird, an den Nachrichtenoff. der Division heranzukommen. Vielleicht durch Benno. Mal abwarten. – Die [...] kann mein Bild ruhig ausstellen, vor allem, wenn Sie Schulterstücke retuschieren kann. Schickst Du ein Bild nach Blankenberg? – Die Sache mit der staatlichen Unterstützung hast Du prima geregelt. Alle Achtung meine selbständige kleine Frau! Schluss für heute. Ich bin ziemlich müde von der Abschieds- und sonstigen Feier! Innigst denkt an Euch beide Dein neugebackener
Leutnant.

 

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