Brief (Transkript)
Alfred Schulz an seine Freundin am 27.3.1945 (3.2002.0305)
Alfred
Mein liebes Klärchen!
Bin in großer Eile und vom Reisefieber, in meinem Falle Marschfieber gepakt. Vorerst hoffe ich, daß Du am Sonntag, als so unerwartet der Alarm kam, schon in Sicherheit warst. Wäre Dir ja noch gerne nachgefahren doch dieses Theater mit unserem Fronteinsatz steigert sich bis ins lächerliche. Aber der Clou des ganzen Theaters bekamen wir gestern zu hören. Stelle Dir bitte vor: Wir machten uns Sorge über die Unterbringung unserer Geräte ob offener oder geschlossener Wagen, große Debatten zwischen der betr. Stellen einerseitz und anderseitz von uns: Und welches Ergebnis ist da herausgekommen? Bitte setz Dich erst einmal hin, besser lege Dich hin, sonst kipp’st Du vom Stuhl. Der Befehl lautet kurz und bündig bis Kottbus (Lieberose) ca. 140 km Fußweg in 2 Tagen laufen und sofort abzumarschieren. Hast Du dafür Worte? Mir bleibt jedenfalls die Sprache fort und habe dafür nur noch Lächeln übrig. Aber es wird noch besser. In unserer Staffel gehören auch noch zwei Pferde besser gesagt es waren einmal Pferde sind nur noch Schatten. Aber was nützen uns die Pferde, einen Wagen für unser Gepäck müssen wir uns erst einmal klauen Pferdeleinen gibt’s auch nicht, sollen die Tiere führen. Unter diesen Umständen ist die Stimmung natürlich ganz großartig. Und ich habe schon die leise Hoffnung, obwohl ganz im Ernst alle Vorbereitungen zu unserem Fußmarsch getroffen werden, daß der Quatsch ein vorzeitiges Ende nimmt. Unsere Vorgesetzen kümmern sich überhaupt nicht um uns im Gegenteil man verlacht uns noch. Nun mag es kommen wie es will ich habe diesen Blödsinn satt und mache bald nicht mehr mit.
Marschieren wir nun wirklich morgen den 28 III. hier ab, so bin ich überzeugt da unser Weg wohl nicht all zu weit sein wird und wenn uns der Feind nicht schon auf halbem Wege entgegen kommt so wird es ca 14 Tage dauern bis wir in Lieberose sind na und da ist sowieso der Krieg zu Ende. Nun mein liebes Klärchen vielleicht komme ich Dich nochmal Dich besuchen bevor wir gehen und sollte es mir nicht vergönnt sein so werden wir uns doch in Kürze wiedersehn. Bis dahin viele Grüße herzliche Grüß & Küsse
Alfred
Schreibe Dir sobald ich Gelegenheit habe
Bln d. 27. III 45.
Mein liebes Klärchen!
Bin in großer Eile und vom Reisefieber, in meinem Falle Marschfieber gepakt. Vorerst hoffe ich, daß Du am Sonntag, als so unerwartet der Alarm kam, schon in Sicherheit warst. Wäre Dir ja noch gerne nachgefahren doch dieses Theater mit unserem Fronteinsatz steigert sich bis ins lächerliche. Aber der Clou des ganzen Theaters bekamen wir gestern zu hören. Stelle Dir bitte vor: Wir machten uns Sorge über die Unterbringung unserer Geräte ob offener oder geschlossener Wagen, große Debatten zwischen der betr. Stellen einerseitz und anderseitz von uns: Und welches Ergebnis ist da herausgekommen? Bitte setz Dich erst einmal hin, besser lege Dich hin, sonst kipp’st Du vom Stuhl. Der Befehl lautet kurz und bündig bis Kottbus (Lieberose) ca. 140 km Fußweg in 2 Tagen laufen und sofort abzumarschieren. Hast Du dafür Worte? Mir bleibt jedenfalls die Sprache fort und habe dafür nur noch Lächeln übrig. Aber es wird noch besser. In unserer Staffel gehören auch noch zwei Pferde besser gesagt es waren einmal Pferde sind nur noch Schatten. Aber was nützen uns die Pferde, einen Wagen für unser Gepäck müssen wir uns erst einmal klauen Pferdeleinen gibt’s auch nicht, sollen die Tiere führen. Unter diesen Umständen ist die Stimmung natürlich ganz großartig. Und ich habe schon die leise Hoffnung, obwohl ganz im Ernst alle Vorbereitungen zu unserem Fußmarsch getroffen werden, daß der Quatsch ein vorzeitiges Ende nimmt. Unsere Vorgesetzen kümmern sich überhaupt nicht um uns im Gegenteil man verlacht uns noch. Nun mag es kommen wie es will ich habe diesen Blödsinn satt und mache bald nicht mehr mit.
Marschieren wir nun wirklich morgen den 28 III. hier ab, so bin ich überzeugt da unser Weg wohl nicht all zu weit sein wird und wenn uns der Feind nicht schon auf halbem Wege entgegen kommt so wird es ca 14 Tage dauern bis wir in Lieberose sind na und da ist sowieso der Krieg zu Ende. Nun mein liebes Klärchen vielleicht komme ich Dich nochmal Dich besuchen bevor wir gehen und sollte es mir nicht vergönnt sein so werden wir uns doch in Kürze wiedersehn. Bis dahin viele Grüße herzliche Grüß & Küsse
Alfred
Schreibe Dir sobald ich Gelegenheit habe
