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Brief (Transkript)

Friedrich Latze seine Ehefrau am 10.2.1945 (3.2002.0878)

 

Sonnabend, den 10.2.45



Liebes Quickchen!

Weit liegen die schönen Tage von Wien hinter mir zurück und meine bisherige Soldatenzeit war ja direkt friedensmäßig. Jetzt aber, wo wir den totalen Totalen Krieg haben, kommen für uns beide noch sehr schwere Zeiten. Nie verliere ich aber den Glauben an ein für uns gutes Ende.
War es schon manchmal brennslich seit Krakau, nie war es brennslicher wie hier in Dresden. Wir sollten alle drei sofort nacht Karlsruhe abgestellt werden und da hätten wir für immer der alten Tretmühle ade sagen können. Im allerletzten Augenblick hatten wir noch Glück und sind zu einer hier sitzenden Prüfstelle gekommen. Es ist zwar eine zivile Stelle, aber da uns der Leiter, ein Major gebrauchen konnte und uns ein dementsprechendes Schriftstück mitgab, wurden wir bis zu einer anderen Verwendung hierher abkommandiert. Schlafen und essen gehen wir zu einer Kompanie, die in einem ehemaligen Tanzsaal liegt. Das Essen ist zwar wenig, aber gut zubereitet. Jedenfalls kommen wir besser aus, als vorher mit Marken ins Restaurant zu gehen. Leider ist seit dem 3.2. für sämtliche Soldaten Ausgangssperre, aber nun haben wir von unserer jetzigen Dienststelle (es ist die Geheime Staatspolizei) einen Ausweis bekommen, so daß wir uns endlich frei bewegen können. Kannst Dir ja denken, wenn man beim Prüfen unserer Ausweise diesen Titel liest, wie wir da angeschaut werden. Soldaten bei der Gestapo, das ist doch einmalig.
Diesen Brief gebe ich jemand mit, der heute nach Berlin fährt. Leider ist nicht die Zeit, um Dir Verschiedenes ausführlicher zu erzählen.
Zum rauchen haben wir genug. Wir brachten ja aus K. noch allerhand mit. Schade, daß ich Dir keine Zigaretten schicken kann. Geld habe ich auch noch genug. Ich muß leider schließen.
Recht, recht liebe Grüße und volle Gesundheit wünscht Dir liebes Mädchen,
Dein Borstel.

Grüße bitte Mutti, Willi u. meine Eltern.

 

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