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Brief (Transkript)

Friedrich Latze an seine Ehefrau am 2.2.1945 (3.2002.0878)

 

Dienstag, den 2.2.45


Obgfr. Fritz Latze
Dresden A
Amalienstr. 2 II
(Du kannst diese oder auch die
Tantenadresse nehmen, beides
Mal natürlich mit Briefmarken,
bitte auch meine Eltern fragen.)

Liebe Liselott!

Aus meinem Telegramm hast Du es schon ersehen, daß ich noch lebe. Ein paar Mal war es zwar ziemlich brenzlich, aber mit den beiden anderen zusammen habe ich es doch geschafft, bis Dresden zu kommen. Wir sollten hier auch gleich wieder weg, bekamen aber im schärfsten Augenblick einen Dienst zu gewiesen, der ähnlich wie früher ist und sind damit vorerst vor schlimmen Zeiten bewahrt worden. Wir wissen ja nicht, wo sich unsere Dienststelle befindet, ob sie in Breslau aufgelöst wurde oder was sonst mit den andern sein kann. Daher telegrafierte ich an Dich in der Hoffnung, daß Lauenstein oder Bergmann zu ihren Frauen nach Hause geschrieben haben, wo sie sich seit der Abfahrt aus Krakau befinden. Dein Rücktelegramm kam gestern bei den Tanten an. Es gab mir zwar nicht die gewünschte Auskunft, aber es war immerhin ein Lebenszeichen von Dir. In all diesem Wirrwarr eine Freude für mich und ich danke Dir recht sehr. Mein liebes, kleines Quickchen, wieviel Sorgen wirst Du Dir in letzter Zeit gemacht haben, aber Du siehst es wieder, nie darf man den Glauben verlieren. Für uns war es ein Wettrennen mit einem vielleicht bitteren Ende, aber wir drei haben es doch durch große Geschicklichkeit geschafft durchzukommen. Was wird aber aus den anderen geworden sein? Was wird überhaupt noch alles werden? Ich hatte schon geschrieben u. sage Dir nach alldem was ich gesehen u. erlebt habe, bleibe auf jeden Fall in Berlin. Sollte die Stadt beschossen werden, recht warm anziehen und in den Keller. Nicht vergessen Wasser aufbewahren, Lebensmittel mitnehmen, denn es kann ja mehrere Tage dauern. Gestern hörte ich, daß russ. Panzerspitzen bis Straußberg vorgedrungen sein sollen, wie meine Gedanken sind, kannst Du Dir denken. Immerzu bist Du u. meine Eltern in meinen Gedanken, immerzu grüble ich wie ich es blos machen könnte um wenigstens einen Tag bei Euch zu sein. Wir haben uns doch soviel zu sagen, ich weiß auch garnicht, ob Du gesund bist. Laß Dich von der zu erwartenden Panikstimmung nicht mitreißen, es kommen nun die schweren Tage, die ausgestanden werden müssen. Es wird u. muß alles gut für uns werden. Verliere nie den Mut, wenn auch mal lange Zeit keine Post kommt. Ich komme immer durch, mag es noch so trübe aussehen. In Gedanken an Dich kann ich so rücksichtslos sein, denn wir „drei“ müssen zusammenbleiben, u. da kann ich noch soviel vom Schicksal gebremst werden, ich haue mich überall durch bis zu Dir. Liebe Grüße

Dein Fritz

 

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