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Brief (Transkript)

Wilhelm Grotz an seine Eltern am 26.12.1944 (3.2002.0345)

 

Dhurringile, 26. Dezember 1944 Brief No 39.



Liebe Eltern und Brüder!

Obwohl der erhoffte „Weihnachtsbrief“, von dem ich kürzlich schrieb, doch nicht mehr angekommen ist, habe ich doch verhältnismässig nette Festtage. Das Paket vom Juli erhielt ich, wie schon mitgeteilt, gerade zur rechten Zeit um die festliche Stimmung etwas anzuregen. Im übrigen war wie in früheren Jahren alles getan worden, um ein richtiges Weihnachten zu gestalten. Zum ersten Male hatten wir sogar zwei echte Christbäume nämlich Fichten. Auf unserer Stube, wo wir nach einer kurzen gemeinschaftlichen Feier im kleinen Kreise den heiligen Abend verbrachten, haben wir zwar nur ein kleines künstliches Gebilde auf dem Kaminsims stehen, das aber einem wirklichen Tannenbäumchen fast zum Verwechseln ähnlich sieht und uns ausgezeichnet gefällt. Es stammt, wie eine Reihe anderer kleiner Geschenke, vom Deutschen Roten Kreuz. Natürlich waren die Tage trotz allen guten Willens nicht so schön wie in früheren Jahren daheim bei Euch. Das kann niemand erwarten. Bei Euch, liebe Eltern, wird es wahrscheinlich ziemlich einsam gewesen sein. Die rechte Stimmung und Freude wird auch gefehlt haben. An solchen Tagen wird auch die Erinnerung an unseren lieben Adalbert ganz besonders schmerzlich. – Vielleicht hat Euch Erna mit den Kindern über die Feiertage besucht? Sie hat mir schon längere Zeit nicht mehr geschrieben, hoffentlich geht es ihr wieder etwas besser. Meine Brüder werden wahrscheinlich wenig von Weihnachten gespürt haben. Ich denke oft an sie, wenn ich von den schweren Kämpfen an den Fronten lese. Ich hoffe, dass es ihnen und Euch, liebe Eltern, gut geht. Dem neuen Jahr gehe ich mit Hoffnung und Zuversicht entgegen. – Tausend liebe Grüsse!

Euer Wilhelm

 

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