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Brief (Transkript)

Manfred Hahn an seine Eltern am 18.6.1944 (3.2002.0235)

 

Südfront, am 18.6.44



Liebe Eltern!

Es ist Sonntag für Euch in der Heimat. Vati wird im Garten seine Abwechslung finden und auch Du liebe Mutti wirst bei dem schönen Wetter nicht zu Hause sein, vorausgesetzt, daß das Wetter so schön ist, wie hier im Osten bei uns. Für uns ist der Sonntag aber nur ein Begriff. Man stellt sich dann vor, wie man sich den Tag gestalten könnte. Wie ich Euch schon mitgeteilt habe, bin ich versetzt worden. Hier ist unsere Lage nicht so schön. Unser Verteidigungsabschnitt der Gruppe, wir sind nur 4 Mann, zieht sich auf einen kahlen Hügel entlang. Es ist Art Stützpunkt. Wir stehen auf weiter Flur allein, 300 m links wie recht sind zwar Schießstände u. Stellungen, die aber nicht besetzt sind. Tag und Nacht klucken wir nun im Graben. Es ist alles so furchtbar eng und das macht mich fertig, wo wir doch zu Hause viel Raum und Platz haben. Nachts über stehen wir ununterbrochen Wache. Am Vormittag schlafen wir 4 – 5 Stunden. Und dann werden die Stellungen ausgebaut und verbessert, wenn es die Lage nicht erlaubt wird auch nachts geschanzt. So ungefähr verläuft der Tag. Ich bin wieder mit Klaus zusammen, er läßt grüßen. Im Westen wird ja nun bald die Entscheidung fallen. Ich rechne bestimmt, daß Weihnachten der Krieg beendet ist. Der Iwan wird sicherlich abwarten, ob seine Verbündeten im Westen die Jacke vollbekommen. Wenn ja, wird er wohl kaum etwas unternehmen, Nun muß ich schließen. Grüßt bitte alle Verwandte von mir, ich habe keine Zeit zu Schreiben. Schickt bitte das andere Feuerzeug, Dochte, Drehbleiminen, Schreibpapier. Nun seid herzlichst gegrüßt von Eurem Sohn
Manfred.

 

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