4. Juni 43

Mein liebes Frauchen,
Vor einigen Tagen konnten wir die erste vorgeschriebene Karte nach Hause schreiben. Vorher durften wir auch schon durch das franz. rote Kreuz schreiben, ich glaube aber nicht, daß Du diese Post bekommen hast. Es ist meine Hauptsorge, daß Du so schnell wie möglich erfährst, daß ich lebe und wie es mir geht. Die Post wird gelesen und so kann ich nicht so ausführlich und lieb schreiben, wie ich es gern möchte. Meine Gefühle und Gedanken für Euch und als Gefangener mit einer ungewissen Zukunft wirst Du auch ungeschrieben verstehen. Mit meiner Gefangennahme wollen wir uns beide recht tapfer abfinden und an eine schönere Zukunft glauben. wir sind noch in dem Lager wo wir hingebracht wurden und können auch noch länger hier bleiben. Mit geht es gesundheitlich gut. Zu Essen und vor allem zu Trinken bekommen wir genug. Es ist schon sehr heiß, über 450. Die Engländer haben uns alles gelassen. so habe ich genug Sachen, Decken und Unterwäsche bei mir. Wir werden wie Soldaten unter Soldaten behandelt. Schikanen der Wachen gibt es nicht. Wer außerhalb des Lagers arbeiten will, kann arbeiten, man hat viel freie Zeit und ich habe mir schon verschiedene Gegenstände gebastelt. Am 10.5. wurde ich zum Uffz. befördert rückwirkend mit dem 1.5., am 11.5. wurden wir gefangen. Wir hatten uns in Trupps getrennt und so wissen wir nichts über die anderen Cameraden. Heute sind wir in eine feste Baracke gezogen, bisher schliefen wir zu 17 Mann in einem Zelt. Du kannst mir auch schreiben an die Adresse: Kriegsgef. P.O.W. (Britisch), Nordafrika, ob mich die Post erreicht und wann ist mir selbst nicht ganz klar. Wichtiger ist ja auch, daß Du von mir erfährst. Sorge Dich nicht so sehr um mich, mit geht es gut und ich komme bestimmt gesund nach Hause zurück.

Es küsst Dich und meine Kinder herzlichst
Dein Hellmut

Abs. Kriegsgef.
San.Uffz. Hellmut Richter
P.O.W. (Britisch)
Nordafrika