Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Tante an Wolfgang Müller am 21.11.1943 (3.2002.0238)

 

21. XI. 1943.



Mein lieber Wolfgang!

Schweren Herzens haben wir am Montag die Rückfahrt angetreten. Es ist eine wahre Ironie des Schicksals - , in den vier Wochen unserer Abwesenheit erlitten unsere beiden Städte keinen Angriff u. kaum sind wir wieder in den Mauern, erlebten wir gleich 3 Angriffe hintereinander. Und immer geht der Tod an unserer Seite, so kamen wir einmal nicht mehr in den Bunker, die Menge staute sich u. als heftiges Flakfeuer einsetzte, brach bei den Frauen eine Panik aus. Wir standen eingekeilt in dieser Masse, konnten nicht vor u. nicht zurück u. es war ein Augenblick, da man mit dem Leben abzuschließen gezwungen ist. Eine Wohnung habe ich noch immer nicht - , es ist ein hartes Dasein, aber es gilt durchzuhalten, wenn wir uns behaupten wollen.
Gegen unser Schicksal gemessen führst Du als Soldat ein schönes Leben, aber ich bin froh, dass es Dir so gut geht u. wünsche Dir von Herzen, dass es so bleiben möge.
Meine Bank ist nun letzte Woche auch ausgebombt, sodass ich nichts umwechseln konnte.
Es wäre schön, wenn Du für Helke etwas kaufen könntest u. vor allem würde ich Dich bitten, Dich um Strickwolle umzusehen. Mein Fräulein möchte Helke einen Ski-Pullover mit passender Mütze u. Handschuhen arbeiten, dazu brauchten wir je 200 gr. weisses, rotes u. blaues Wollgarn. Ausserdem liesse ich auch gern Skisocken arbeiten, wozu ich ebenfalls ca. 200 gr. Wolle, braun oder beige bräuchte.
Wenn Du mir diese Wolle besorgen könntest, wäre ich Dir sehr dankbar. Hast Du Dich einmal nach einem Ski-Anzug (mindestens f. 10 – 12 Jahre) u. Ski-Schuhen (Grösse 34) umgesehen? Selbstverständlich bin ich mir klar, dass ich Überpreise zahlen muss, aber die Gesundheit des Kindes ist mir wichtiger als Geld.
Habe nun schon im Voraus herzlichen Dank für Deine Bemühungen u. sei vielmals gegrüsst von Deiner
Tante Erna

 

top