Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Hellmut Richter an seine Ehefrau am 20.10.1943 (3.2002.7568)

 

Auf einem deutschen! Dampfer, den 20.10.43



Mein liebes Frauchen!
Immer mit meinen Gedanken bei Dir und meinen Kindern, schreibe ich Dir schon heute meinen ersten Brief. Ich bin kein Gefangener mehr! Gestern abend am 19.10. 900 Uhr abds. bin ich mit den ausgetauschten Kameraden auf das deutsche Schiff gegangen. Es war alles für mich kaum glaublich in diesen Stunden. Nun ist es aber doch wahr! und ich bin bald auf Urlaub bei Dir. Und bin auch Weihnachten bei Euch! Gesund bin ich und mächtig braun gebrannt. Dünn geworden bin ich ja ziemlich, das habe erst in den großen Spiegeln an Bord gesehen. Ich wohne hier auf einem schönen ehemaligen franz. Schiffe, welches sp groß und auch so ähnlich wie der Deutsche gebaut ist. - - 24 Stunden liegen wir schon vor Oran vor Anker. Es werden wohl 2 Lazarettschiffe mit uns fahren und noch 3 Frachter alles belanden mit schwer Verwundeten und Zivilinternierten von uns. Nach Marseille geht die Fahrt an Spanien und den Balearen vorbei. Ein Mittelmeer im herrlichsten Wetter liegt vor uns, ein Wetter wie wir es damals hatten nur viel, viel wärmer. Verpflegt werden wir gut. Neue Illustrierte und Radio aus Deutschland haben wir wieder. Nachdem ich die Monate in Zelten und immer an der Erde gelebt habe, strengt das Sitzen am Tisch ziemlich an, auch in dem weichen Bett habe ich die erste Nach wildes Zeug geträumt. Vielleicht müssen wir eine Quarantäne von einigen Wochen durchmachen. Es hatten viele Ruhr, Typhus und Malaria. Ich hatte aber nichts und da wird auch die Zeit für diese Soldaten abgekürzt und ich komme bald zu Dir! Die Amerikaner haben uns auch bei Oran in einem bekannten Malariagebiet mit Salzwasser sechs Wochen in einem Talkessel, wo schön die Sonne reinballerte, untergebracht. Wir Deutschen sind aber nicht klein zu kriegen und bis auf einige Angeschossene die noch humpeln sind wir alle zusammen zum Austausch gekommen. Gestohlen wurden mir auch alle Sachen nur die Uhr habe ich gerettet. Na, ich erzähle Dir alles lieber selbst, geschrieben klingt es so schrecklich. Gemeinsam hatte sich das Alles leichter ertragen und wir haben es nicht so sehr empfunden. Aber hinter Stacheldraht möchte ich nun nicht wieder! […]

 

top