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Brief (Transkript)

Paul Strache an seine Ehefrau am 14.5.1940 (3.2002.1283)

 

O.U. 14.5.40



Mein liebes, süßes Pummelchen,

daß ist der erste Brief nach langer Zeit, den ich selbst wieder zuklebe. Ich kann Dir also alles ein bischen ausführlicher berichten. Ich will also von (forn) vorn anfangen. Wir sind damals von D. nach Schleswig Holstein mit der Eisenbahn gefahren bis Neumünster. Dort blieben wir über Nacht und am anderen Tage ging es mit dem Flugzeug nach Oslo, das habe ich Dir ja schon verraten. In Oslo blieben wir vier Tage. Übrigens beim Landen bekamen wir noch Feuer von der norwegischen Flak. Ging aber alles gut. Nach vier Tagen hatten wir unser erstes Gefecht bei Askim, daß wir siegreich beendeten. Dauerte übrigens 2 Tage und 2 Nächte in Eis und Schnee. Denke nicht gern daran zurück. Ja und dann kamen wir wieder nach Oslo. Und gerade an meinem Geburtstag ging es wieder fort. Wir zogen kämpfend nordwest, nun und jetzt ist ja alles ruhig. Wir liegen jetzt in Mittelnorwegen. So, Pummelchen, daß wäre in kurzen Worten alles, steckt allerdings mehr drin, als es sich so sagt. Daß ich zum Obersoldaten befördert bin, hast Du wohl auch schon aus meinem Absender ersehen können. Jetzt kommt nur noch eine Beförderung in Frage und das ist die Beförderung nach Hause zu Dir. Ich hoffe, daß es in drei Monaten soweit sein wird, denn im Westen die Kameraden räumen ja auch ganz gewaltig auf. Im Traum stelle ich mir schon jetzt meine Ankunft in Berlin vor. Wie schön ist das jetzt schon im Traum und um wieviel schöner wird erst die Wirklichkeit werden. Es wird ja auch Zeit, daß bald alles ein Ende hat, wenn ich nicht die Bilder hätte, ich wüßte schon garnicht mehr wie es zu Hause aus sieht.
16.5.40
Heute werde ich den Brief nun beenden, denn ich mußte schließen, weil wir wieder zum Aufbruch rüsten mußten. Ich habe jetzt eine Bahnfahrt von 1 ½ Tagen und eine Nacht hinter mir. Die Fahrt war wunderschön. Es ist landschaftlich ein herrliches Land. Berge, bewaldete Berge, riesige Seen und Täler. Also wunderbar. Schöner kann eine K.d.F. Reise auch nicht sein. Hier scheinen wir nun eine Weile zu bleiben. So schön das Land auch im Frieden ist, so bleibt die Sehnsucht nach Hause doch, wäre viel lieber mit Dir im Grunewald. Schreibe mir wie Du Pfingsten verlebt hast, hattest Du schönes Wetter. Hier scheint es jetzt auch Sommer zu werden, heute war es sehr warm. Heute haben wir auch wieder einen strammen Schritt vor unsern General gemacht Für uns wird wohl jetzt auch wieder der normale Kasernendienst beginnen. Vielleicht machen wir Streifendienst. Sei wie es sei, ich halte es hier aus bis zum Kriegsende. Und nun habe ich noch einen Wunsch, daß Du mir auch einmal einen vier Seiten langen Brief schreibst, bitte. Wie geht es der Mutsch, hat Sie die Post bekommen. Schreib auch bitte immer das Datum von meinen Briefen, die Du erhältst. Und nun liebes Pummelchen, lass Dich umarmen und küssen. Werde Dich heute im Traum wieder besuchen. Tausend Grüße
Dein Paul

 

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