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Brief (Transkript)

Theodor Körner an seine Eltern am 17.4.1943 (3.2008.1387)

 

O.U., den 17.IV. 43.



Liebe Eltern und lieber Heinzi!

Inzwischen bin ich aus Paris zurück und kann sagen, es waren herrliche Tage! Ich war auf dem Eiffelturm, habe den Triumpfbogen besichtigt, Invalidendom, Opera und alles Sehenswerte besichtigt. Leider konnte ich keine Aufnahmen machen, denn der Fotoapparat befindet sich zur Zeit in Reparatur in Marseille. Die Blende ging nicht mehr einzustellen. Leider!! Habt Ihr meine Karte aus P. erhalten?
Wie ich vorgestern abend hier ankam waren 2 Briefe von Euch sowie 1 von Anita und die Karte von der Verlobungsfeier. Ich habe mich natürlich riesig gefreut und danke Euch herzlichst dafür. Dass Du, liebe Mutti, Keckse für mich abgeschickt hast freut mich natürlich ganz besonders. Wenn ich das Paket bekomme geht es postwendend zurück. Ich habe nämlich hier 1 Pfd. Reis ergattern können und kann es hier ja doch nicht gebrauchen. Dann habe ich auch noch ein paar Kleinigkeiten. Eine Dose Grützwurst braucht Ihr nicht schicken. Nun habe ich aber noch eine andere Bitte. Ich möchte einen von Euch gerne was schenken, und zwar ein Paar Strassenschuhe. Wir bekommen demnächst einen Bezugsschein. Wer nun welche am nötigsten hat, muss mir schreiben: Grösse, Farbe und „hohe oder niedrige Absätze“. Zudem brauche ich natürlich auch Geld, denn die sind garnicht so billig. Aber es soll nur mein eigenes sein, denn sonst ist es ja kein Geschenk. Also hebt es bitte von meinem Sparkassenbuch ab!! Befehl ist Befehl!! Und zwar dürfen wir uns nicht 40.- sondern nur 36.- Rm schicken lassen. Da ich für diesen Monat schon 4.- habe, dürft Ihr mir diesmal also nur 32.- Rm schicken! Aber diesen Monat noch abschicken!! So, nun zu den Briefen.
Es freut mich liebe Mutti, dass Du jetzt jeden 2. Tag schreiben willst. Auch ich habe durch einen Sonderposten auch etwas mehr Zeit bekommen, so dass Ihr auch von mir etwas mehr hören werdet. Das 5 jährige Geschäftsjubiläum habe ich natürlich total vergessen. Also meinen herzlichsten Glückwunsch noch nachträglich. Ihr feiert Feste, Donnerwetter! Hat Frau Schröder Nachricht von Erich?? Ihr müsst es mir sofort schreiben und wenn es ausser der Reihe ist. Hoffentlich ist es nichts Ernstes. Dann danke ich für die Grüsse von der nachträglichen Konfirmationsgesellschaft und erwidere sein ebenso herzlich. Besonders für Fam. Schröder.
Wie ist es denn nun mit dem Arbeitsamt geworden? Sie haben Dich doch natürlich davon freigeschrieben, nicht wahr Mutti? Nun wollt Ihr gerne wissen, was wir hier zu essen bekommen. Jeden Tag Eintopf, meistens Gemüsesuppe, schmeckt ganz gut nur etwas wenig. Ausserdem bekommen wir 2mal in der Woche abends Süsse Nudelsuppe mit Wein. Die schmeckt herrlich! Nur wie gesagt, immer etwas wenig.
Nun zum Thema Bohnenkaffee. Man kann hier auf Umwegen eventuell noch welchen bekommen. Das Pfund zu 1000.- frcs (das sind 50.- RM).Wenn Ihr dafür welchen haben wollt müsst ihr aber wieder Geld schicken. Ich würde dann mal sehen.
Dann fragt Ihr an, ob ich zur Hochzeit nicht bei Euch bin? Wenn nicht inzwischen wieder Urlaubssperre kommt, ist das nicht ganz unmöglich! Aber ja keine Hoffnungen machen. Vielleicht sind wir bis dahin ja auch schon ganz woanders! Nicht in Russland!
Zum Schluss danke ich noch für alle Grüsse von der Verlobungsfeier. Ich habe Euch alle sehr beneidet.
So, ich glaube, für heute ist erstmal genug, nicht wahr!
Bis zum nächsten Mal grüsst Euch alle recht herzlich
Euer Theo.

 

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