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Brief (Transkript)

Ludwig Sauter an seine Schwester am 25.8.1942 (3.2002.0877)

 

Im Osten, den 25.8.42



Liebste Schwester!

Heute erhielt ich Deinen Brief endlich vom 29.7. Ja, die Post geht sehr unregelmässig. Du wirst ja unterdessen wieder Post von mir erhalten haben.
Wir liegen nun immer noch am Don ganz in der Nähe ungarische u. italienische Truppen. Du weißt ja, unsere Division ist kaum mehr einsatzfähig, daß heißt aber nicht, das wir rausgenommen werden. Im Gegenteil alle Anzeichen sprechen dafür, das wir auch diesen Winter hier mitmachen müssen. Ja, Schwesterchen, ich habe es satt, und wir müssen alle damit rechnen, dass unsere Stunde früher o. später kommt. Die Zukunft ist für uns schwarz geworden und die Hoffnung schwindet dahin. Wir haben eben Osterfahrung und müssen hier sterben oder siegen. Damit haben wir uns alle schon abgefunden. Es geht um Leben oder Tod. So einen Krieg hat die Welt noch nicht gesehen. Jetzt geht es uns noch einigermaßen gut, der Sommer war sehr schön bei uns, aber vor dem Winter bangt alles. Ein Päckchen mit Zigaretten habe ich Dir doch schon bestätigt.
Zu Hause ist alles wohlauf. Gretl hat Dir nicht wieder geschrieben. Nun, sie schreibt ja so ungern, sie ist schon froh, wenn sie meine Briefe beantwortet hat. Und mich hat sie doch so lieb. David hat mir auch eine Karte geschrieben. Er ist zur Erholung in der sächs. Schweiz. Ich hatte ihm Zigarren geschickt. Und Dir geht es gut, was mich freut. Gretl aus Kronburg ist zu bedauern, sie will gar nicht mehr gesund werden. Na, es hat jetzt jeder seine Sorgen, aber trotzdem hört man von der Heimat nicht gutes. Der Geist ist an der Front besser. Sonst gibt es weiter nichts. Schreibe Dir das nächste Mal mehr, es ist schon Mitternacht.
Bis dahin viele Küsschen
Dein Bruder Ludwig

 

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