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Brief (Transkript)

Alfred Marx an seine Ehefrau und Kinder am 22.8.1942 (3.2002.0230)

 

16. Brief Rußland den 22.8.42



Mein liebes Evchen u. liebe Kinder!

Es sind heute 6 Tage vergangen als ich Dir den Brief schrieb. Inzwischen schrieb ich aber einen an Ingrid u. Evchen. Hoffentlich habt Ihr den erhalten. Ich bin immer in Gedanken bei Euch auf den langen Märschen. Wir sind nun am Kubanfluß angelangt, können die Brücke aber nicht bauen weil der Fluß sehr schnelle Strömung hat u. zu breit ist. Darum hat die Arbeit ein Spezial-Pionierbatl. übernommen was noch mehr u. andere Hilfsgeräte als wir hat. Nun geht die Marschiererei weiter mein Liebling. Unsere Spitzentruppen sind schon 200 klm weiter u. wir werden sie kaum einholen weil wir zu Fuß u. mit bespanntem Troß marschieren. Du brauchst also keine Bange um mich zu haben, daß ich schon in der fordersten Front liege. Die Gegend wo wir jetzt sind ist bedeutend besser als der Mittelabschnitt. Es ist sehr fruchtbares Land u. die Menschen sind sehr gastfreundlich zu uns u. sind froh, daß die Bolschewisten abgezogen sind.
Hier gibt es jetzt sehr viel Obst. Äpfel, Birnen, Eierpflaumen u.s.w. was wir im Mittelabschnitt nie hatten. Wir essen viel davon u. die Leute geben es gern. Überhaupt hat die deutsche Wehrm. mit dieser Ecke hier am Kuban einen ganz großen Fang gemacht denn groß Vieherden sind außer den fruchtbaren Boden in unsere Hände gefallen. Rinderherden von über 500 Stück sind nicht selten. Auch Gänse u. Hühner gibt es viel. Wir haben schon verschiedene verspeist. Wir brauchen nur den Leuten unsere Wünsche zu äußern und nach 2 bis 3 Std. steht ein fertig gekochtes oder gebratenes Huhn oder Ente auf den Tisch. Dazu eine Tomatensuppe oder Salat auch wird hier nur Weißbrot gebacken. Also Du siehst mein liebes Evchen, wenn die Märsche durch die Hitze oft schwer sind, wird man durch solche Annehmlichkeiten doch wieder auf die Beine gebracht. Es ist nur zu schade, daß ich Euch nichts zukommen lassen kann. Mir geht es also gut mein Liebling was bei Euch betreffs Essen leider nicht der Fall ist u. ich das sehr bedaure. Ich schließe nun das Briefchen u. grüße u. küsse Euch recht herzlich als Dein Alfred u. Euer Papi, grüße bitte Gelkes und Richters und Maiwalds

 

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