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Brief (Transkript)

Alfred Marx an seine Ehefrau und Kinder am 14.8.1942 (3.2002.0230)

 

den 14. Aug. 42



Mein liebes Evchen u. liebe Kinder!

Die Märsche werden fast unerträglich. Die furchtbare Hitze (50° in der Sonne) und der Staub ohne jeglichen Baum u. Strauch lassen nicht mehr zu am Tage zu marschieren. Darum tippeln wir nachts da ist es einigermaßen zu ertragen weil die Sonne nicht brennt obwohl die Nächte jetzt auch ziemlich warm sind. Die Strecken u. Mühen sind unvorstellbar. Gestern marschierten wir 40 klm ohne daß wir ein Dorf oder Haus antrafen. 8 Std. marschierten wir mit einer Std. Pause. Der lange beschwerliche Marsch wovon wir alle die Schnauze voll hatten weil die Füße nicht mehr wollten, wurde uns aber doch gelohnt. Denn in dem Dorf was zum Ziel war trafen wir die ersten Obstgärten an. Da hättest Du mal sehen sollen wie wir uns auf die Bäume stürzten. Schönes reifes Obst war es. Pflaumen, Äpfel, Birnen u. sogar Aprikosen (kleine Sorte) stillten unsern Hunger u. Durst. Wir sind jetzt schon wieder 160 klm von Rostow entfernt u. kommen jetzt zu den Ausläufern des Kaukasus also immer südlicher. Daher die Wärme u. die Obstbäume. Der Ort wo wir bis jetzt augenblicklich sind heißt Broleskaja, es ist ein großes Dorf. Alle Landser u. auch die Einwohner warten sehnlichst auf Regen u. Abkühlung. Heute haben wir nun wieder mal einen Tag Ruhe u. haben auch Gelegenheit in einem kl. Fluß ein Bad zu nehmen. Wie die Neger sind wir schon braun gebrannt, denn wir nutzen jede Badegelegenheit aus. Gesundheitlich fühle ich mich wohl mein Liebling. Wenn meine Füßchen auch klein sind, halten sie doch viel aus obwohl ich auch alles laufen muß weil das Rad nur für Fußkranke da ist u. die haben wir augenblicklich viel, denn nicht jeder Mensch hat Marschfüße. Wie geht es Euch nun meine Lieben. Als ich das schöne Obst verspachtelte, dachte ich so recht an Euch die Ihr doch sicherlich sehr wenig bekommt u. hier kommt viel um weil es die Leute nicht auszunutzen verstehen. In zwei Tagen sollen nun die Märsche beendet sein u. wir werden eingesetzt zum Bunkerbau. Die Front ist schon wieder 150 klm weiter u. vergrößert täglich den Vorsprung.
Nun seit recht herzlich gegrüßt von Deinem Alfred u. Euer Väterchen

 

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