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Brief (Transkript)

Theodor Körner an seine Eltern am 9.8.1942 (3.2008.1387)

 

Im Osten, den 9./8. 1942



Liebe Eltern und Heinzi

Heute war mal wieder ein Festtag für mich, der 2. dieser Sorte in Russland. Es gab endlich wieder einmal Post und das natürlich in großer Menge. Von Euch bekam ich die Briefe vom 12.7., 17.7., 21.7., 22.7. Briefpapier von Heinzi, etliche Zeitungen und Zigarettenpäckchen und die Mittagsblätter von Anita. Für all dies sei Euch hiermit vieltausendmal gedankt. Ihr glaubt garnicht, was eine Freude und Jubel augenblicklich bei mir herrscht. Die Päckchen mit Keksen und Bonbons habe ich noch nicht bekommen, also die Freude mir ja noch bevor. Ich habe mir vorgenommen auch zu sehen, öfter zu schreiben, zumal ich als Kraftfahrer etwas mehr Zeit habe, denn wir haben nun eine andere Aufgabe bekommen. Wir sind Stabsabteilung beim Stab eines Armeekorps geworden. Einige sind Ordnonnanzen, andere müssen Wache stehen und wir Kraftfahrer … unseren Wagen in Ordnung halten. Man sieht hier die Herren Generale und das Leben lässt man sich gefallen. Liebe Mutti Du schreibst Du hattest in einer Wochenschau etwas vom Arbeitsdienst gesehen. Hast Du auch gesehen wie Essen ausgegeben wurde und einer bekam so einen grossen Knochen, oben auf der Seitenwand saß ein Unterfeldmeister und schaut lächelnd zu. Wenn ja, dann habt Ihr „meinen“ Wagen. Ich glaube kaum, dass ich selbst mit aufgenommen bin, denn ich stand abseits, aber Ihr habt wenigstens meine Heimat in Russland gesehen. In Danzig ist diese Wochenschau schon gelaufen. Von einer 1 kg. Marke die man mit der man Päckchen schicken kann, habe ich noch nichts gehört. Aber 100 g Päckchen machen es ja auch. Mit Helmut Kiel bin ich noch immer zusammen. Es geht ja auch nicht, denn 1. verstehen wir uns prima und 2. fährt er die Verpflegungs- und ich den Küchenwagen, und die bleiben. Jürgen Ehlers ist in einer anderen Abteilung aber in der selben Gruppe. Ich habe ihn oft. Er ist in seiner Abteilung der einzige Hamburger, der noch nicht mit 3 Tagen usw. bestraft. Wir natürlich auch nicht!! Du schreibst, dass Woroschilowgrad am 17.7. 42 gefallen ist. An dem Tage waren wir schon genau 200 km östlich von dieser Stadt in Kamenka. Ja, da staunt Ihr nicht wahr. Die Kleiderkarte kann ich Euch leider nicht mehr schicken, wir mussten sie in Danzig beim Wirtschaftsamt abgeben. Das seidene Tuch habe ich auch bekommen. Es ist gegen Staub und für diesen Zweck ganz wunderbar, denn bei den Sandstrassen und der Hitze könnt Ich Euch den Staub vielleicht vorstellen.
Nun will ich schliessen. Bis nächstes Mal grüsst Euch vielmals
Euer Theo.

 

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