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Brief (Transkript)

Theodor Körner an seine Eltern am 18.7.1942 (3.2008.1387)

 

O.U., den 18.7.1942


No.7

Liebe Eltern und lieber Heinzi!

Auf einer kleinen Rast möchte ich Euch wieder mal ein paar Zeilen schicken. Wir sind augenblicklich im Vormarsch mit den Panzern in südlicher Richtung. Ich glaube unser Ziel ist vorläufig Stalingrad. Wenigstens hörte ich es von den Panzersoldaten so. In diesem Abschnitt laufen die Russen, dass wir mit den Rädern gar nicht folgen können. Und unsere Tagesmärsche sind bestimmt nicht klein (50 – 120 km) Wann wir wohl im Irak sein werden?
Gestern haben wir (Besatzung des Küchenwagens) ein herrliches Festbankett abgehalten. Ich allein habe 11 Eier als Rühreier und 7 Zuckereier gegessen. Ferner 1 ganzes gebratenes Huhn (!!) mit neuen Kartoffeln (in guter Butter gebraten). Dazu gab es erbeuteten russ. Süsswein. Also Ihr könnt Euch sicher vorstellen, in welchen seelischen Regionen ich geschwebt habe!! Eins habe ich nur vermisst. Das ist unsere gute Stube in der Feuerwache. Aber allzu lange wird das ja auch nicht mehr dauern, obgleich im September nun doch nicht mehr mit unserer Entlassung zu rechnen ist. Vielleicht im Oktober. Ich bin bisher mit meinem Wagen 1326 km durch Russland gefahren. Die Wasserpumpe musste einmal ausgewechselt werden. Bisher war das die einzige Reparatur. Sehr wenig, wenn man bedenkt, dass die Wagen vollkommen neu sind und auf russ. Strassen eingefahren werden müssen. Von den 20 Wagen, die wir in der Gruppe hatten, sind bisher 7 gänzlich ausgefallen. 2 Wagen sind von 13 russ. Panzern überfallen worden und in Brand geschossen. Die Fahrer konnten rechtzeitig flüchten.
Eben hörte ich Stalingrad sei gefallen. Das wäre ja prima. Unsere Panzer lagen nämlich schon ein paar Tage vor der Stadt und konnten wegen Benzinmangel nicht weiter. Die Benzinwagen sassen nämlich oft fest und so flogen die Ju 52 ununterbrochen nach vorn und landeten neben den Strassen und brachten den Panzern Sprit. Überhaupt liegt alles am Brennstoff (den wir in Baku ja reichlich finden werden). Munition ist, da ja nicht viel geschossen wird, Nebensache.
So, nun will ich wieder schliessen. Es grüsst Euch vielmals
Euer Theo

 

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