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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 1. März 1942

 

Sonntag den 1. III.


Liebe Eltern!
Heute am Sonntag will ich Euch mal wieder einen kleinen Brief schreiben. Will doch hoffen das es Euch noch recht gut geht, was bei mir auch der Fall ist. Man kann doch merken das es allmählig Frühling werden muß, heute war ein schöner Tag die Sonne hat den ganzen Tag geschienen. Auch hat man gleich viel mehr Mut und auch Spaß an Allem. So bleibt es aber doch nicht lange, haben hier noch eine verhältnismäßig schlechte Zeit vor uns, denn wenn erst mal alles aufgetaut ist, wird hier ein unheimlicher Dreck. Aber an Allem ran, mit frischen Mut, denn wer den Mut sinken läßt, macht sich nur allein das Leben schwer beim Komiß, man muß alles auf die leichte Schulter nehmen. Liebe Eltern, ich bekomm ja auch oft genug den Mahnruf von Euch, „laß ja den Mut nicht sinken“, und das tuh ich auch auf keinen Fall, man kann ja doch an Allem nichts ändern. Ihr werdet Euch öfter wohl schon mal gesagt haben, wenn ihr mal einen etwas komisch geschriebenen Brief von mir bekommen habt: Rudolf, den fällt das Komißleben auch sehr schwer. – Das stimmt aber nicht, der Inhalt des Briefes richtet sich durchweg nach der Stimmung die man gerade hat. Nah, genug von dem. – Post gab’s, hatte von Vater die Karte vom 26. 1. und den Brief vom 8. 2., und von Mutter die Ge-burtstagskarte dabei, zu Allem mich sehr gefreut. Die Geburtstagskarte ist ja rechtzeitig angekommen, aber die Päckchen bleiben ja aus, die Feldpost will uns ja nichts bringen. Kilo-päckchen werden wohl auch so schnell nicht wieder frei kommen, könnt denn ja öfter mal einpaar kleine Päckchen abschicken, wenn die frei sind heißt das, ich weis es im augenblick nicht, ob sie frei sind oder nicht. Viel ist’s ja nicht was drin sein kann, aber doch immer mal eine extra Portion, und das genügt auch, Appetit hat man ja immer, kommt wohl von die lange Weile die man manchmal hat. Gestern und vorgestern haben wir gut gelebt, hatten nämlich wieder mal ein Pferd geschlachtet, und davon ein ordentliches Stück durchgedreht und gebraten, das war wirklich ein einwandfreies Essen, man konnte nicht unterscheiden ob’s Pferdefleisch war oder was anderes. Mein letztes Pferd ist jetzt auch weggekommen, 8 Stück von uns sind weiter zurück gekommen, zur Erholung. Und 9 haben wir abgegeben an die Schlachterei-Kompanie. Haben jetzt nur noch 30, und davon nimmt’s auch noch mächtig ab. Hab jetzt einpaar andere Pferde in Pflege, es sind die beiden Schwersten die wir noch haben.
In alter körperliche Frische grüßt herzlich Allen, Euer Sohn Rudolf
Auf Wiedersehn!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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