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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Frau am 03.03.1944 (3.2013.355)

 

Nr. 3

Einsiedelei, 3. März 1944



Mein geliebtes Mädele! Natürlich nur, weil ich Dir die Lebensmittelmarken zurückschicken möchte, schreibe ich Dir diesen Brief! Dabei hätte ich gestern, als ich vom Mittagessen zurückkam, am liebsten gleich wieder zu meinem lieben Maschinle gegriffen, um Dir zu schreiben… Zu Hause war das so schön, dass man sich schnell ein liebes Wort sagen oder eine Frage stellen konnte und der andere immer da war. Nun, da mein Wuile so weit weg ist, habe ich gedacht, auch aus der Ferne wirkt das gute Beispiel, hab mir nach dem Mittagessen die langen Stiebeln ausgezogen, mich in die Decke gerollt und auf meinem sehr guten Bett bis – dreiviertelfünf geschlafen!!! Dann habe ich mir ein frisches Brötchen (mir stehen täglich zwei davon zu) mit Fraulemarmelade vom zweiten Münchener Glas beschmiert und wohlig grunzend verzehrt und dann erst mich an meinen kleinen Schreibtisch gesetzt, der zwischen den beiden Fenstern steht. Ein grüner Kachelofen verbreitet angenehme Wärme, obwohl es draussen um die Mittagszeit ausgesprochen lind ist und uach heute wieder herrliche Frühlingssonne scheint.
Gestern Abend ist nun der Oberst wieder zurückgekommen, wir haben bis dreiviertelzwölf (!) bei einem Glas Wein zusammengesessen und nur erzählt, und heute Vormittag bin ich lange bei ihm gewesen und habe meine neue Arbeit besprochen. Ich bleibe h i e r im Dauerstandsquartier, soll als sein ständiger Vertreter mich über alles auf dem Laufenden halten und habe eine grössere Aufgabe bekommen (buchmässige Darstellung bestimmter militärgeographischer Fragen unseres Gebietes), zu der ich gelegentlich noch weitere Fahrten zu machen habe, um diese oder jene Gegend noch genauer anzusehen. Mein Arbeitsfeld ist also die ganze Gegend zwischen französischer und kroatischer Grenze, ein herrlich weites Feld und eine sehr schöne Aufgabe, ganz im Stile der bisherigen Berliner Arbeit, nur mit dem befriedigenden Unterschied, dass ich i m Arbeitsgebiet sitze und mir alle fraglichen Stellen selber anschauen kann! Dabei habe ich mich stark an das Meer zu halten und werde auf diese Weise auch sicher mit Erich Wasmund einmal zusammen kommen können. Ausser dieser grossen Arbeit die mich voraussichtlich die […]ächsten zwei bis drei Monate beschäftigen wird, habe ich noch andere Ar[…]eiten übertragen bekommen, die sich mit den Städten zu beschäftigen haben, und nebenher werden noch Sonderaufträge von Fall zu Fall zu erledigen sein, wie heute früh die Beurteilung einer von einer anderen Dienststelle hergestellten Karte, auf der ich einen sehr grundsätzlichen schweren Fehler entdeckte, der dem Oberst entgangen war und der auch angesichts der sonstigen vortrefflichen Güte der Karte allzuleicht verborgen bleiben konnte. Nun freue ich mich natürlich, so der Sache doch wieder gedient zu haben und mit selbst die Richtigkeit meines Einsatzes hier erwiesen zu haben. Es ist so schön, dass wir hier eine so gute Kameradschaft unter uns haben. Der lange und allzuhagere Hamm ist ein Prachtskerl, blendender Erzähler und guter Kamerade, Rittmeister Dallinger habe ich Dir schon geschildert im gestrigen Brief, dessen Nummer 2 ich am Briefkopf anzugeben wohl vergessen hatte, und en[…]lich Herberrt [sic!], den Du ja kennen dürftest. Er sieht übrigens nicht nur prächtig aus, sondern hat sich bereits wieder ein stattliches Bäuchlein angemästet. Dein Woi tut übrigens alles, sich bestens zu ernähren. Im Kasino gibt es jetzt ausser der Normalverpflegung noch käufliche Zusatzspeisen, und so habe ich mir gestern Abend einen gebratenen Hecht geleistet, der nicht von schlechten Eltern war!
Mit rechter Sorge hörte ich gestern von dem erneuten Angriff auf Stuttgart, der ja auch Euch wieder eine unruhige Nacht gebracht haben dürfte. Wenn nur unser Bärle verschont bleibt, Pudelchen wird sich recht sorgen jetzt. – Leb wohl, mein Lieb, es ist gleich Essenszeit, d.h. der Wagen, der uns zum Essen fährt (einige Kilometer!) fährt schon vor.
Bleib mir gesund und hab mich lieb wie ich Dich, Du mein Du!
Ganz innig lieb immer dein alter Woi
[Rand:] Hast du am Dienstag wieder Theaterle? Grüß deine Logenschwestern schön!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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