Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Frau am 19.11.1943 (3.2013.355)

 

Am See, den 19.November 1943



Du mein geliebtestes Mädele!
Nun muss ich es Dir doch gleich sagen: ich fahre am Mittwoch, dem 24. November nach M ü n c h e n und habe dort etwa drei Tage zu tun. K a n n s t D u z u m i r n a c h M ü n c h e n k o m m e n ? ? ? Ach mein Herzelieb, das wäre so unaussprechlich schön! Ich wollte Dir heute einen langen Brief schreiben, das bleibt nur aber alles der mündlichen Berichterstattung vorbehalten. Der Oberst kam gestern Abend aus München zurück und sagte gleich, dass ich in der nächsten Woche selbst hin müsste, um das zweite Kartenblatt in Druck zu geben und die Korrektur gleich dort vorzunehemen [sic!]. Ich werden voraussichtlich am Donnerstag früh in München eintreffen, weiss das aber nicht so genau, es könnte auch Mittwoch Abend schon sein. Es hängt davon ab, wann und wie ich hier wegkomme und wie die Züge gehen. Als Treff-, Sammel- und Auskunftstelle machen wir auf jeden Fall den Rheinischen Hof aus – ich will versuchen, dort ein Zimmerle für uns beide zu bekommen. Sollte das nicht gelingen, dann hinterlasse ich bei der Anmeldung im Hoteleingang meine Anschrift und Rufnummer und würde meinerseits dort immer wieder nachfragen, ob Du Dich schon gemeldet hast. Ob Eschenlohrs in M.[ünchen] sind, weiss ich nicht. Sobald ich Quartier habe, will ich bei ihnen anrufen und auch dort meine Anschrift hinterlassen, damit Du unter Umständen auch dort erfähst [sic!], ob ich da bin und wo ich stecke. Endlich sollst Du auch noch wissen, dass ich bei der Kunstanstalt B r u c k m a n n in der Lothstrasse zu tun habe, wo Du ebenfalls erfahren könntest, ob ich schon da war. Du fragst dann am besten nach dem Herrn Gasteiger, der mit unseren Aufträgen beschäftigt ist und mit dem ich zu verhandeln habe. Wenns nun aber nicht klappt --- ach Wuile mein Wuile, wie ich mich freue! Könntest Du doch nur gleich das ganze Gebüb mitbringen! Ich hatte schon überlegt, ob ich zwischendurch nach Heidelberg fahren könnte, - das geht aber nicht wegen des Korrekturlesens. Aber wir werden s e h r viel freie Zeit für uns haben und können uns den ganzen Tag und die ganzen Tage nach Herzenslust einrichten wie wir wollen. Wie unendlich schön muss das werden!
Den Dank für alle denen Briefe kriegst Du dann mündlich! Und ich erzähl Dir dann auch von der grossen Abendeinladung beim Feldmarschall Rommel vorgestern, wo wir zu etwa 150 Offizieren seine Gäste waren und fürstlich bewirtet wurden. Es war ein grossartiger Abend. Und ich erzähle Dir von San Vigilio, einem ganz entzückenden Fleckchen auf einer kleinen Halbinsel am See, wo ich Gast eines Kapitäns zur See war. Und ich erzähl Dir, dass ich gestern den Film „Die Gattin“ gesehen habe, der sehr viele ausgezeichnete Stellen hatte, sehr gut gespielt war, aber im Aufbau und der Führung doch zu sehr die Bruchstellen der Zusammenfügung zweier verschiedener Stücke erkennen liess. Und ich erzähle Dir, dass Du mein liebstes Fraule bist und dass ich Dein liebes Bild auf meinem Schreibtisch stehen habe unter einem kleinen Strauss zartest lilafarbener Astern aus dem Garten und dass ich meine, Du müsstest spüren, dass die Entscheidung, die Du erbatest, eindeutig nur für Dich sein kann und immer gewesen ist. Aber wenn wir uns sehen und sprechen, ist das alles so schön und klar, weil wir uns halt lieb haben.
Die Post geht fort, leb wohl. Auf frohestees [sic!] Wiedersehn und und [sic!] eine herzinnigste Umarmung und jonejadde Küssle von Deinem
Glücklichen Wolf.
Grüß die Eltern lieb von mir!
[Kuss] dem Gebüb!

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top