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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Frau am 18.06.1942 (3.2013.355)

 

Berlin, 18.9.1942.



Du mein geliebtes siebzehnjähriges Fraule!
Den Brief zu unserem frohe Tag könnte ich garnicht in schönerer Begleitung auf den Weg senden als mit dem Glückwunsch, den meine Dienststelle mir zur Geburt unseres Martin heute überreicht hat! Ist das nicht ein aufmerksamer Betrieb? Anregung gab Oberst Thielebein, das Gedicht stammt natürlich aus der Feder des berührten Patenonkels unseres Bübleins und die Zeichnung hat August Rabien, einer der Potsdamer künsterlischen Brüder, gefertigt. Ich habe mich richtig gefreut. Herbert hat vor einigen Tagen vorsichtig angefragt, ob ich „empfindlich“ sei – er hat die Frozzelei [sic!] aber doch ganz reizend und freundlich angebracht, find ich. Es ist also ein schöner Beitrag zu unserer Sammlung an Martin-Glückwünschen, unter denen mir der heute mit deinem liebe Brieflein vom ersten Aufstehtag zugegangen von den Hessens besonders reizend ist.
Und nun also, du meine geliebte Frau, laß dich ganz lieb und innig in die Arme schließen und die sagen, wie einzig glücklich ich bin, daß du meine liebe Frau bist und daß wir eine so glückliche Gemeinschaft haben. Im Rückwärtsdenken ist es mir fast unbegreiflich und […] ein Wunder, daß wir im letzten Jahr das ganze Werden unseres dritten Sohnes gemeinsam und so innig verbunden durch mancherlei leibende Sorge und manche Schmerzen erleben durften. Wir sind schon wirklich Glückskinder, das ist kein leeres Wort! Und unserem Buben soll ein Leuchten davon mit auf den Weg gegeben sein, trotz der Schwere der Zeit. Die Kinder sollen zwar wissen vom Ernst der Zeit, sie sollen aber doch möglichst wenig davon spüren, und das wollen wir Eltern Ihnen geben solange das nur irgend geht.
Denk dir, welch besondere Freude ich eben hatte. Auf der Nettelbeckstraße blieb ich vor einem Buchladen stehen, um einige Stiche zu betrachten, da klopft es plötzlich von innen die Scheibe, ich starre hinein und – Laegeler steht vor mit!! In Zivil, ist als Oberstleutnant (!) von der Kriegsakademie Lehrer, hier in Berlin! Gerade […] u aus Stuttgart von seiner Frau unsere Geburtsanzeige bekommen. Die Freude kannst du dir denken! Wir liefen zusammen bis zum Wittenbergplatz und standen da wohl noch eine Viertelstunde im lauten Erzählen. Leider muß er übers Wochenende nach Stuttgart, wir hoffen aber zuversichtlich, daß ein Zusammentreffen mit Gerle doch noch zustande kommt! Wäre das nicht freulich? Ich habe mich toll gefreut, ihn wieder mal zu sehen. Er sieht blendend aus, der russische Winter hat ihm nichts angehabt, obwohl es ihnen ziemlich dreckig gegangen ist. Sein Kommandeur hat wieder das Ritterkreuz gekriegt und er als Ia „einen warmen Händedruck aus Kantinenmitteln“, wie er so schön sagte. Nicht mal das deutsche Kreuz in Gold haben sie ihm gegeben. Aber er trauert nicht weiter darum, schimpft nur etwas über Berlin. Bis Ende November muß er aber auf jeden Fall hier bleiben.
Jetzt rüste ich mich – ich sitze schreibend in einem Kaffee am Wittenbergplatz, es ist ganz leer geworden so kurz vor 7 will alles heim […] zum Essen – rüsten, um meine Gäste zu empfangen! Geburtstagsfeier in der Taverne! (Der Mikosch hat leider bis 1. August geschlossen! Die Schänke war heute Nachm. schon „ausverkauft“, wie der Mann sich ausdrückte.) Beteiligte sind: der Unterzeichnete als Geburtstagskind und Vater sehr zahlreiche Söhne. Dessen beide Brüder, eine Schwägerin, eine Ursel und ein Eichen! Letzterer hatte große innere Hemmungen, ihren Chor abzusagen, ich habe aber ziemlich kategorisch eine Entscheidung zu meinen Gunsten verlangt.
Und nun wünsche ich dir, mein Wuile, einen frohen Tag! Am Sonntag darfst du nun vielleicht doch schon ins Haus zurück und führst unser Büblein seinen Brüdern zu! Alle alle liebsten Gedanken begleiten Euch. Ich habe dir als Postgut ein
[Rand:] Hochzeitsgeschenk zukommen lassen, das du in stillen Stunden lieb genießen sollst. Ruhe dich schon aus, Liebste, und nimm einen innig lieben Brautkuß von deinem Wolf
So liebe Briefe habe ich von allen Seiten erhalten! Dein Grüßlein zu dem Glückwunschbrief hat mich besonders innig erfreut! Hab Dank!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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