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Brief (Transkript)

Friedrich Rolf Nietzschmann an seine Verwandten am 12.01.1945(3.2002.1339)

 

Im Westen, 12. I. 1945


29917 D

Meine Lieben,

Heute komme ich nun endlich dazu, Euch zu schreiben. Entschuldigt bitte, daß ich noch nicht geschrieben habe, aber es ist nicht möglich gewesen. Wir hausen jetzt nämlich in Erdbunkern. Und da ist so wenig Platz, daß man nicht zum schreiben kommen kann. Eingelebt habe ich mich auch schon. In den ersten Tagen ist es ja etwas ungewohntes gewesen, aber das hat sich bereits schon gelegt. Der Erdbunker in dem wir hausen, ist ganz schön warm. Ihr habt doch früher in den Wochenschauen oft genug Landser gesehen, die auf einem steilen Gebirgspfad mit einer Kiepe auf dem Rücken herumkletterten. Seht Ihr und da müßt Ihr Euch mein Gesicht zu vorstellen. Da habt Ihr meinen ungefähren Tagesverlauf. Heute habe ich nun einen Ruhetag. Ja, das gibt es auch noch. Unser Ruheort ist ein ehemaliges Gasthaus an der Saar. Die Gegend an sich ist ja schön, aber wenn nur nicht immer das Bergsteigen wäre. Das kann einen im Laufe der Zeit nämlich kaputt machen. Ja. man wird tatsächlich noch zu Bergsteigern ausgebildet, wenn wir noch einige Zeit hier sind.
Wie geht es Euch allen noch? Hoffentlich seid Ihr noch genauso wohlauf wie ich es bin. Wie sieht es bei Euch noch aus? Habt Ihr auch so viel Schnee wie hier oder nicht? Bei uns liegt er dreißig Zentimeter hoch.
Das hätten wir uns seinerzeit nicht träumen lassen, als wir aus Frankreich rauskamen, daß wir nach drei Monaten wieder in derselben Gegend sind, und noch dazu als Infanteristen. Na, erstens kommt es anders zweitens als man denkt. Trotzdem bin ich gespannt, wann wir wieder mal in Urlaub fahren können. -
Für heute grüßt Euch und küßt Euch anz innig Euer
Fritz

 

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