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Brief (Transkript)

Friedrich Rolf Nietzschmann an seine Verwandten am 04.02.1944 (3.2002.1339)

 

E.O., den 4.Febr. 1944



Meine Lieben!

Zunächst möchte ich mich mal noch für Euren Brief vom 29. Nov. vorigen Jahres bedanken. Es hat mir ausgezeichnet geschmeckt. Die Medizin habe ich auch vorschriftsmäßig in Verbindung mit den Zigaretten eingenommen bzw. geraucht. Die Flasche ist, wie Ihr wohl gemerkt haben werdet, noch ganz gewesen. Das Gebäck ist ebenfalls noch genießbar gewesen. Gestern abend trafen die beiden Päckel hier ein. Gefehlt hat nichts, aber etwas eingedrückt waren sie. Erfreut haben sie mich aber doch. Es hat ja auch ziemlich lange gedauert, bis diese sich hier einfanden. Ich hatte die Hoffnung ja schon aufgegeben. Ich glaube fast, die sind auch schon über Italien gekommen. Denn jetzt geht, glaube ich, die Post von Lg. Pa. München nach Italien hinunter.
Nun habt aber auch noch vielen Dank für Euren Brief vom 29., der vorgestern hier einge¬troffen ist. Du fragst gleich nach, ob ich Post von Euch hier vorfand. Ein ganzer Brief von Euch und einer von Gertrud waren in meiner Abwesenheit hier eingetroffen. Zeitungen sind auch mit dabei gewesen. Beiliegend schicke ich Euch auch wieder die Zeitung von Giebichenstein zurück. Ich habe auch gleich das Bild von der Schwemme mit ausgeschnitten. Denn dies kann doch auch mit in den Dreyhaupt gelegt werden. Was ich auch schon einmal fragen wollte, habt Ihr den Dreyhaupt mit in Prieros oder nicht. Laßt Euch doch von Tante Mieze den anderen Teil geben.
Nun ich bin gespannt, wie lange Renate zu Hause bleibt. Vielleicht bleibt Sie jetzt für längere Zeit bei Euch, Vielleicht ist sie noch da, wenn ich in Urlaub komme. Nur wenn nichts dazwischen kommt, könnte ich eventuell schon wieder im April damit rechnen. Aber ich will mich lieber keiner Illusion hingeben. Ich lasse mich, genau wie das letzte Mal überraschen.
Daß Renate auch nach Gerardmer hätte fahren können, hat mir such einen leichten Schlag versetzt. Es ist ja nun nichts daraus geworden, daß ich im DRK-Heim nachgefragt habe, denn wir sind um zehn Uhr hinausgegangen und sind spazieren gewesen. Vormittag und Nachmittag sind wir aus gewesen. Am Mittwoch früh um vier Uhr bin ich hier wieder eingetroffen.
Bei Euch scheint es ja jetzt doch aus etwas im Karton zu rappeln. Es ist ganz gut, daß Ihr zu Manskys in den Keller geht. Dort ist es ja doch etwas sicherer als bei Euch im Keller. Ich hoffe ja, daß bei uns bzw. bei Euch nichts passiert. Ich bin ja gespannt, was ich noch von Berlin sehe, wenn ich mal wieder nach Haus komme. Nun, man wird es ja sehen.
Ansonsten ist es hier etwas ruhiger zur Zeit.
Die scheinen in Petit Clamart wenig von Landwirtschaft zu verstehen. Ich glaube, daß ich mich da doch noch etwas besser auskenne Kleine Schweinchen züchten wir uns hier auch. Bestellt allen dort recht schöne Grüße von mir. Es grüßt und küßt Euch ganz innig
Euer Fritz

 

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