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Brief (Transkript)

Alois Breilmann an seine Schwester am 30.8.1941 (3.2009.0714)

 

Im Osten, den 30.8.41



Ihr Lieben!

Ich schreibe Euch aus einem russischen Kollektivbauernhause. Ich lasse mir von der Frau den Pullover stopfen heut mittag hab ich mir die Wäsche waschen lassen. Ich sehe nicht ein, warum ich das machen soll. Liebe Lisbeth Du schriebst mir neulich einen Brief und da erzähltest Du mir was von Pelzen. Ich werde Dir etwas darauf antworten müssen. Es wird im allgemeinen angenommen, Rußland wäre da es kälter ist als bei uns ein Land der Pelze es gibt auch wirklich Pelze hier, aber was für Dinger, dicke schwere Schafspelze von außen mit einem herben Stoff bezogen, hat jeder Bauer aber der ist auch sein ganzes Hab und Gut. Schöne Pelze hab ich hier noch keine gefunden obschon ich mich an allen Orten immer umgesehen habe. Im brennenden Polozk war ich mit der Pistole in der Hand in fast jedem Haus ich sah auch Pelzmäntel liegen aber bleischwer und total verwanzt wie alles hier. Die Bauern sind bettelarm. Ihr Haus besteht im allgemeinen aus einer Stube. Das Mobiliar besteht aus Tisch und Bank evtl. Stuhl, ein paar Böcke auf denen Bretter liegen auf denen dann die Familie schläft und auf dem Ofen schläft die Familie, alle Sachen werden dabei anbehalten. Selbst bei hellster Sonne tragen sie ihre dicken zerlumpten Wattegefütterten Jacken. Stiefel haben nur die Soldaten [...] die anderen tragen Lappen wie [...]. Auch das [...] des Bauern ist danach. Schränke gibt es keine das ganze Hab und Gut ist in einer Kiste untergebracht. So hausen da oft 10 Personen in einer Kammer die Fenster sind vernagelt und nicht zu öffnen. Daher herscht meistens eine Luft die für unsere Nahsen nicht [...] ist und nach Wanzen riecht gewöhnlich. Deshalb schlafen wir auch immer auch immer noch in Zelten.
Einen Hof wie bei uns kennen die Bauern nicht sie haben ja Kollektivwirtschaft. D.h. das ganze Dorf arbeitet gemeinsam in einem Pott hat eine große Scheune und bekommt einen Teil der abgelieferten Sachen zugewiesen und das war bisher herzlich wenig. So viel wie jetzt haben die Bauern nie besessen. Alles wird Ihnen gelassen wir dürfen Ihnen nicht mal die Kartoffeln vom Feld holen.
Wir sind viel zu gut zu den Leuten es ist eine Schande.
Ich hätte bald den wichtigsten Bestandteil der russischen Bauernhöfe vergessen, die Kinder. Die meisten Frauen haben eines an der Hand eines an der Brust und eines unterm Herzen. Kinder gibt’s mehr als genug. Was kränklich ist stirbt eben. Deswegen bleibt doch ein Überfluß. Hier versteh ich warum die Bolschewisten das Wort Geburtsmaschine geprägt haben. Mehr sind die Weiber hier nicht arbeiten müssen sie mehr als die Männer das sind ganz jämmerliche Krüppel während man unter den Frauen hier und da wirkliche Schönheiten findet. Junge Mädels sind hier in Weißrussland noch ziemlich sauber. Sie nehmen morgends den Mund voll Wasser spucken es in die Hände und reiben sich das ganze Gesicht. So kann man immer noch lernen, selbst wie man sparsam mit Wasser umgeht. Ich ließ mir gleich Bratkartoffeln machen Fett hab ich mitgebracht. Übrigends gibt es allgemein nur eine Bumensorte hier das sind Sonnenblumen. Die werden in Feldern wegen Ihrer Kerne angepflanzt [...]

 

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