Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Wilhelm Grotz an seine Eltern am 29.8.1941 (3.2002.0345)

 

29. August 1941



Liebe Eltern!

Vor einigen Tagen bin ich mit den alten Kameraden nach einer längeren Seereise in Australien angekommen. Nun bin ich also wieder ein kleines Stückchen weiter von Euch entfernt: Fast auf der Gegenseite des Globus! Im Grunde genommen ist es ja gleichgültig wo ich mich aufhalte, zwischen Deutschland und mir liegen unter den gegebenen Umständen doch unüberbrückbare Hindernisse. Die Seereise war interessant. Freilich konnten wir als Kriegsgefangene nicht alles machen und sehen, was uns Spass gemacht hätte. So musste natürlich auch die Äquatortaufe ausfallen. Einige Tage setzte uns – wie jedem Europäer – die Hitze ziemlich zu. Hier ist noch Winter oder Vorfrühling, Klimaverhältnisse etwa so wie bei uns anfangs Mai. Es war uns allen eine wahre Wohltat, als wir hier endlich wieder eine Landschaft antrafen, die der deutschen etwas ähnlich sieht: Felder und Weideflächen mit Kühen und Schafen, grüne Bäume und Hecken. – Wir Offiziere sind in einem Landschloss untergebracht, was Ihr Euch natürlich nicht zu vornehm vorstellen dürft. Der Stacheldraht aussen fehlt natürlich auch hier nicht. Wahrscheinlich bedingt durch den Klimawechsel habe ich mir augenblicklich eine anständige Erkältung zugezogen. Sonst bin ich gesund und munter. Das Gleiche hoffe ich von Euch. Meine Gedanken sind bei Euch und unsern Soldaten. Es wird wohl alles gut werden.
Mit tausend Grüssen!

Euer Wilhelm.

 

top