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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 13.05.1940 (3.2009.1998)

 

Im Felde, den 13.5.40



Meine lieben Mäuschen!

Ein ereignisreicher Tag, bzw. Nacht liegen hinter mir. Wir haben Stellungswechsel gemacht und sind um 16 Uhr in unserer alten Stellung weggefahren. Nach 18 stündiger Autofahrt sind wir momentan in Luxemburg gelandet. Wir sind jedoch nicht in der Stadt Luxemburg sondern am Rande vom Staat Luxemburg. Die Luxemburger sind alle sehr freundlich und leibeswürdig. Nur leider gibt es nichts mehr zu kaufen. Ich habe eben versucht irgend etwas zu erwerben jedoch kaum Erfolg gehabt. Die letzte Flasche Wein, 1 l = 1.- RM, habe ich gekauft und 3 Eier. Morgen gibt es wieder neue Eier, aber was zu trinken, weder Bier noch sonst etwas, auch keine Schokolade ist zu haben. Wir hätten ein paar Tage früher hier sein müssen, da hätten wir noch alles bekommen. Die durchmarschierenden Truppen haben aber auch alles gekauft. Vom Bohnenkaffee bis zu den Zigaretten. Natürlich war alles viel billiger als bei uns. Unsere Fahrt ging durch den Westwall und durch die vielen Drahtverhaue, Tanksperren und gottweiß was es da alles gibt. Es war furchtbar staubig und sehen wir aus wie die Bäcker. Aber sonst geht es mir noch gut. Geschlafen habe ich diese Nacht nicht. Ich werde es jedoch wieder einholen. Eben liege ich auf dem Bauch und schreibe Euch diesen Brief. Wir sind die einzige Batterie unserer Abteilung die den Stellungswechsel machte. Wir gehören jetzt einer anderen Flakgruppe an und wird sich wahrscheinlich auch die Feldpostnummer ändern. Die Gegend ist wunderschön, viel schöner als bisher. Das einzig unangenehme ist daß wir in unserem Lastwagen schlafen müssen. Solange ja das Wetter gut ist, macht es ja nichts. Sollte es jedoch Regen geben, dann müssen wir den ganzen Tag auf dem Auto sitzen bzw. auf unseren Strohsäcken liegen. Gefährlich ist es hier gar nicht. Wir liegen wohl im Ausland vor den Bunkern, aber durchaus ungefährlich. Wir liegen auf einem Grasberg hoch über dem Dorf. Vis a vis von uns liegt auch ein Berg dort ist Gläser mit seinem Geschütz und unten im Tale ist das 3. Geschütz. Also ungefähr wie in Oberlahnstein. Nur daß bei uns nicht der Rhein fließt sondern ein Bach wie die Nidda. Die Brücken sind unser Schutzobjekt. Also die Gegend ist einfach wunderbar. Hier würde ich gern den ganzen Krieg verbringen. Also Angst brauchst Du absolut nicht zu haben. Ich glaube nicht, dass ein Flieger diese lächerlichen Brücken mit Bomben belegen will. Wenn wir wirklich noch weiter kommen sollten, dann bestimmt auch nur hinterher. Grobecker liegt ca. 40 km. von mir entfernt am gleichen Fluß. Wir werden uns wohl jetzt Sonntags nicht mehr sehen können. Eben hörte ich von einem Zollbeamten, Lüttich wäre genommen. Das geht ja sehr schnell und hoffe ich das der Krieg bald aus ist und ich wieder zu Euch komme. Also meine lieben Goldkinder ängstigt Euch nicht um Euern Papa bis jetzt geht es mir noch recht gut. Seit alle 3 recht herzlich gegrüßt und vielmals geküsst von Eurem lieben
Papa!

Auf baldiges Wiedersehen in der Heimat!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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