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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 26.03.1940 (3.2009.1998)

 

26.3.40



Meine lieben Mäuschen!

Die Feiertage sind nun zu Ende gegangen. Das Wetter war doch sicher auch bei Euch einigermaßen, damit Ihr wenigstens spazieren gehen konntet. Wie ich Euch schon gestern in meinem kurzen Brief mitteilte habe ich den 2. Feiertag sehr gut verbracht. Mir hat es in dem Kloster bezw. in der Kirche sehr gut gefallen. Du hättest ja nicht mit ins Kloster gedurft. Aber ich hätte es Dir erzählt, wenn Du dabei gewesen wärst. Ich habe mir eine Beschreibung gekauft und lasse ich Dir dieselbe bei nächster Gelegenheit zugehen. heute haben wir wieder einen ruhigen Tag hinter uns. Von 3 –5 uhr war Sport angesagt und haben wir feste Fußball gespielt. Meine Mannschaft hat 13:8 gewonnen. Wir haben viel gelacht dabei. Allerdings tuen uns jetzt sämtliche Knochen weh. Hauptsächlich der rechte Fuß in den Gelenken. Wenn das nicht besser wird muß ich mich krank melden. Aber das wird schon wieder werden. Das kommt vom kicken in den leichten Sportschuhen. Bis zum wecken wird es schon wieder besser sein. Eben war wieder einmal unser Licht ausgegangen. Aber für was bin ich denn Ingenieur. Wenn ich das Ding in die Hand nehme, dann ist es gemacht. Gestern Abend um 11 Uhr hatten wir wieder einmal Besuch aus England. Beinahe hätten wir geschoßen. Nur einem Fehler Steins ist es zuzuschreiben, daß wir es nicht taten bzw. konnten. Müller war wie oftmals nicht da und ich übernahm ganz selbstverständlich das Kommando. Die Scheinwerfer hatten tatsächlich für einen Augenblick so etwas ähnliches wir ein Flugzeug drin. Die Zugbefehlsstelle behauptet allerdings, es wäre ein Schmetterling gewesen. Auf jeden Fall gab ich den Befehl: „Dauerfeuer!“ Stein trat auf den Hebel, aber die Schüsse gingen nicht los. Warum, weil er vergessen hatte zu entsichern. Wir hätten ja sicher nicht getroffen weil wie gesagt die Scheinwerfer nur ganz kurz das Flugzeug drinnen hatten. Es war ja auch Regen. Schade, wir haben es all tief bedauert. Man weis jedoch nicht für was es gut war. Auf jeden Fall hätten sie uns sicherlich Schwierigkeiten gemacht, wegen der paar Patronen. Nicht, daß Du jetzt wieder meinst es wäre eine gefährliche Sache hier. Bis jetzt noch gar nicht. Da müssten sie schon bei Tag kommen um uns zu bekämpfen zu können. Die Fliegen jedoch so hoch, daß es für uns aber gar keinen Wert hat. Anscheinend sind wieder Flugblätter abgeworfen worden. Früher soll hier der Flugweg Frankfurt-London drüber gegangen sein. Da ist es zu verstehen, dass so oft Flieger kommen. Sie kennen ihre alte Strecke und fliegen bei Nacht, um ihre Flugblätter loszuwerden. Nun wie geht es Euch meine Lieben. Das ganz kleine Mädchen wird jetzt schon ein Jahr. Zur Zeit vergeht es mir so. Hoffentlich kann sie bald laufen. Ich bin nur gespannt, wann ich auf Urlaub fahren darf. Unternommen habe ich ja noch nichts weiter. Ich wollte gerne erst nochmals Deine Meinung hören. Übrigens habe ich auch Dein Buch angefangen zu lesen. Wer hat Dir denn das empfohlen? Es ist sehr schön und vor allem modern. Collin Roß ist ein alter Nazi. Die Bücher die er schreibt sind gut. Die Reisen die er gemacht hat, wendet er politisch und wirtschaftlich nicht wie sonst üblich geographisch an. Für heute will ich nun Aufhören. Seit alle recht herzlich und vielmals gegrüßt und geküsst von Eurem lieben
Papa.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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