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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 11.03.1940 (3.2009.1998)

 

11.3.40



Meine lieben Mäuschen!

Heute ist wieder keine Post von Euch gekommen. Jedoch habe ich gest. spät Abends einen Brief erhalten. Es ist sehr schön, wenn man viel Post erhält. Du bist ja auch fleissig im Schreiben. Es interessiert mich jedoch was so ein Feldpostbrief, wie Du sie immer verwendest kostet. Ist es nicht billiger, wenn Du Dir so einen Block kaufst wie ich hier einen habe? Der Block mit 50 Blatt kostet -.40 RM und ein Briefumschlag 1 ½ Pfennig. Bei Chape sind sie vielleicht noch billiger. Also gestern war ich mit Grobecker im Städtchen. Wir haben immerhin ein Weg zu laufen 2 Stunden gebraucht. Für einen Kinobesuch war es jedoch zu spät, weil ich auf Wache von ¾ 10 –11 mußte. So haben wir ein Bier getrunken und uns gut unterhalten. Er glaubt bestimmt der Krieg ist in diesem Jahr noch zu Ende. Theorien entwickelt er daß es eine Pracht ist. Ich unterhalte mich wirklich gern mit ihm. Heute Nacht hat auch hier das erste Gefecht stattgefunden. Kam. Gläser hat beinahe den Bel Ami erschossen. Bel Ami der Fatzke wollte den Posten kontrollieren und ist gegen 12 Uhr Nachts über unsere Felder gelaufen. Karl hat ihn kommen hören und ihn angerufen, halt Parole. Bel Ami ist jedoch lustig weitermarschiert. Da hat Karl nochmals: “Halt Parole!“gerufen. Bel Ami hat sich jedoch nichts daraus gemacht. Da hat Karl zum 3. male gerufen: „bleib stehen, oder ich schieße!” Karl hat daraufhin geschossen. Bel Ami hat sich auf die Erde gelegt, sonst wäre er erschossen worden. Auf jeden Fall war er ganz blaß und hat Karl gelobt. Beim nächsten Mal werden sie ihn schon treffen. Heute war er überaus freundlich. Auch sollte heute „General der Flieger Sperrle“ unser Luftflottenkommandeur kommen. Bis jetzt ist er nicht erschienen und wird wohl auch nicht kommen. Die Kegler und auch Else hat ein Paket geschickt. Im Paket der Kegler war: 25 Zigaretten, 10 Rasierklingen, 1 Blutstiller, 1 Doser Wibert [?], 1 Chlorodont. Else hat mir wieder eine Wurst geschickt, von Oskar kam aus Kassel, 2 Tafeln Schokolade und 1 Lebkuchen Bonbons waren auch noch drin. Also zu Essen habe ich jetzt genug. Gestern sollte der Major kommen. Er war aber nur in der Küche, und die sind ihm glänzend aufgefallen. Sie haben dort Klöse gefressen. Er fragte, ob die ganze Batterie Klöse bekommen hätte, was natürlich nicht der Fall war. Uns kann es ja nur recht sein. Die Gauner fressen immer etwas besseres wie wir. Auf jeden Fall wird es sicher jetzt besser. Ein engl. Flieger hat Flugblätter abgeworfen. Grobecker hat 90 Stück gesammelt. Er war natürlich sehr hoch (8000 m) und Nachts da. Wir haben nichts von ihm bemerkt. Vorhin hatten wir wieder ein Alarm gehabt. 60 feindliche Flugzeuge sollen in unserer Nähe gewesen sein. Wers glaubt, wird seelig. Mittlerweile ist es Abend geworden. Heute Mittag musste ich auf Wache, weswegen ich nicht weiterschreiben konnte. Ich kann Dir jetzt einen vollständigen Bericht des Tages liefern. Neues hat sich nicht ereignet. Unsere Geschützstellung ist Gottseidank fertig. Bel Ami hat sogar gesagt sie sei sehr schön. Jetzt fehlt noch der Laufgraben und noch ein paar Kleinigkeiten. Aber wir sind froh, daß wir es geschafft haben. Im Laufe der Woche werden wir ganz fertig sein. Dann kann der Dienstplan wieder gemacht werden. Auf jeden Fall haben wir dann mehr Ruhe und vor allem auch Feierabend. Ich habe jetzt keine Miene mehr für mein Bleistift. Eben habe ich die letzte hinein gemacht. Vielleicht besorgst Du wieder welche. Heute sind auch die Beförderungen endgültig heraus gekommen. Wie gesagt, Grobecker, Stein, Federl, Stelzer sind Gefreiter geworden. Vetter und Schneider Obergefreiter. Als Obergefreiter bekommt man nicht mehr Geld wie als Gefreiter. Ich hoffe ja nicht, daß ich einmal O. Gefreiter werde. Das Dein Arm wieder in der Reihe ist freut mich sehr. Krank sein ist nämlich nichts. Mir persönlich geht es noch gut. Mir fehlt z.Zt. überhaupt nichts. Diese Woche hoffe ich auch einmal ins Kino zu gehen. Morgenfrüh gehe ich wieder E.-Meßen. Vielleicht auch baden. Heute ist wieder gefragt worden, wer Segelflieger war. Ich habe mich auch da gemeldet. Ich weiß nicht mehr, wofür ich mich überall gemeldet habe. Zum Schluß kommt dabei nie etwas heraus. Den Ingenieur habe ich ja noch nicht aufgegeben. Unter Umständen kann dies aber lange dauern. Sie sitzen soeben hier und spielen Karten. Ausnahmsweise mache ich einmal nicht mit. Meißt verliere ich ja. Allerdings nur immer um Pfennige. Geld spielt keine Rolle. So nun will ich wieder schließen, weil ich den Keglern noch schreiben will. Seit Alle recht herzlich gegrüßt und geküsst von Eurem lieben
Papa.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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