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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 05.03.1940 (3.2009.1998)

 

5.3.40



Meine lieben Mäuschen!

Heute habe ich wieder Post erhalten. Das ist gleich eine ganz andere Sache. Es freut mich, daß es Euch 3 noch gut geht was ich auch von mir berichten kann. Wie ich schon vermutete, der Herr Oberst ist nicht gekommen. Er war im 1. und 2. Zug gewesen. Anscheinend war ihm jedoch das Wetter zu schlecht. Auf jeden Fall bekamen wir heute ein besseres Mittagessen. Es gab Schnitzel. Also hat der Besuch auch seinen Zweck erreicht. Im 1. und 2. Zug hat er die Fingernägel und die Kochgeschirre nachgesehen. Das war die ganze Besichtigung. Jetzt rückt langsam das Urlaubsproblem heran. Ich glaube nicht, dass ich schon am 15. dabei bin. Hoffe jedoch bestimmt aud den 1.4. Also wie immer abwarten und nochmals abwarten. Mit der Zeit wächst einem das Abwarten zum Halse heraus. Vetter schwebte in großen Nöten, wegen eines angekündigten Besuches. Anscheinend verwechselt Frau V. unsere Gegend mit Kranichstein. Er hat heute mit ihr tel. gesprochen. Anderst hätte er keine Ruhe mehr. Er hat jedoch Aussichten am 15. auf Urlaub zu fahren. Unsere Stellung ist immer noch nicht fertig ausgebaut. Ich rupfe mir jedoch kein Bein mehr aus dabei. Mit der Zeit geht einem die Arbeit aufs Gool [?]. Wenn man bedenkt Morgens um 6 Fliegeralarm. Dauer bis 8 oder ½ 9, Wache schieben, abends von 6-8 wieder Fliegeralarm und vielleicht noch Nachtwache. Zwischendurch soll natürlich auch noch gearbeitet werden. Die Fliegeralarme sind nur Übungshalber damit wir nicht aus der Übung kommen. Zum Mittagessen kommt dann noch ein richtiger Fliegeralarm, weil sich in ca. 70 – 80 km Entfernung ein unbekanntes Flugzeug das sich hinterher als ein Deutsches herausstellt nähert. Es macht einem jedoch schon gar nichts mehr aus und ist man jetzt daran gewöhnt. Ich sehe nur schwarz bei einem echten Alarm. Da geht dann keiner vor die Tür, weil alle glauben, wir wären wieder einmal Übungshalber gerufen worden. Ich habe mir ja gleich gedacht, daß Du von Deinen paar Mark nichts sparen kannst. Nur wollte ich amtl. darüber im klaren sein. Also enttäuscht wie Du glaubst bin ich nicht. Trotzdem möchte ich Dir raten sehr sparsam zu sein und vielleicht eine Kleinigkeit auf die hohe Kante zu legen. Letztenendes geht ja der Krieg auch einmal aus und dann wäre es sehr schön, wenn wir uns einige schöne Ferientage machen könnten. Ich dachte hierbei an Oberstdorf oder sonst wo eine schöne Gegend mit viel Ruhe und wo doch etwas los ist. Es sind ja nur Luftschlösser aber die haben den Vorteil, daß sie wahr werden können vorausgesetzt, daß wir einige Mark zur Verfügung haben. Also das Ziel ist groß und die Freude wäre ungeheuer. Wegen dem Wagen musst Du vor allen Dingen wissen, wann die Tochter der Frau Funck ihn benötigt und was sie eben in den Geschäften kosten. Selbstverständlich ist er nicht mehr neu jedoch immer noch schön und hochmodern. Verschenken wollen wir ihn gerade nicht lieber behalten wir ihn. Ob wir nochmals einen brauchen kann man nicht so einfach sagen. Letztenendes steckt man ja nicht drin, zumal wir allerhand nachzuholen haben. Du siehst wie es bei Kramers, Vittel, geht. Da fällt mir gerade ein, hat Frau Jakob schon ihr Kind? Oder ist es noch nicht so weit. Also mit dem Wagen das muß ich schon Dir überlassen. Solange Hiltrud ihn noch braucht ist nicht an einen Verkauf zu denken. Vielleicht bekommst Du noch ca. 35 – 40 RM dafür, dann hätte er ja sein Geld verdient. Der Preis war regulär 85.- Ich habe ihn natürlich für 65.- bekommen soweit ich mich erinnern kann. Also sehe einmal zu. Bei uns hat es heute mehrfach geschneit, alles ist wieder schön weiß. Der Wind pfeift nur so. Hoffentlich ist es bei Euch etwas wärmer. Sonst müsst Ihr wieder zu Hause bleiben. Bel Ami spinnt immer noch. Dem ist bestimmt der Leutnant in den Kopf gestiegen. Wir reden nur mit ihm wenn er fragt. Es ist ihm anscheinend schon aufgefallen. So sagte er gestern oder vorgestern zu Müller was mit uns los wäre. Es fällt mir eben ein, daß ich das schon geschrieben habe. Ja, wenn man alle Tage schreibt, dann kann einem das schon passieren. Ist jedoch nicht so schlimm. Weitere Neuigkeiten wüsste ich nicht zu berichten. Es ist alles noch beim Alten und braucht Ihr Euch keine Sorgen um mich zu machen. Seit Alle recht herzlich gegrüßt und geküsst von Eurem lieben
Papa

Da habe ich jetzt noch eine Flasche Bier zu trinken. Die trinke ich auf Euer Wohl. Eine seltene Angelegenheit hier in der Wildnis.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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