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Brief (Transkript)

Gerhard Limpach an seine Eltern und Schwester am 10.10.1943 (3.2002.0883)

 

Kriwoi Rog, 10.10.43



Lieber Papa, Mutti u. Hilde!

Ich muß nun endlich wieder mal Nachricht von mir geben, Ihr werdet sicherlich schon lange darauf warten. Bitte entschuldigt doch, daß ich jetzt so wenig schreibe aber ich gbin kaum dazu gekommen, glaubt mir! Nun möchte ich Euch der Reihe nach berichten. Ich kann schlecht schreiben, da ich im Augenblick liege. Ich habe nämlich wolhynisches Fieber bekommen und bin auf dem Wege in irgendein Lazarett. Bitte schreibt daher nicht mehr an die Kompanie. - Ich weiß nicht mehr, was ich im letzten Brief schrieb, ich glaube es war das Erlebnis mit den Panzern. Damals waren wir in der Nähe von Stalino gewesen und dann begann der Rückmarsch bis über den Dnjepr. Wir waren immer die Letzten. Nur Infanterie und Artellerie oder Pak. Und die Russen drängten furchtbar nach. Wir haben zum Schluß noch einen fürchterlichen Eilmarsch machen müssen. Und dabei waren wir schon so fertig. Jede Nacht 30 bis 40 Kilometer, morgens eingegraben und am Tage die Russen vom Leibe halten. Na ich will weiter nichts schreiben, es liegt Gott sei Dank hinter uns. Wir waren heilfroh, daß wir hinübergekommen sind. Blos keinen Rückzug! Wir sind dann nach Saporosche gekommen. Wieder in einen Brückenkopf. Wir haben ihn erweitern müssen und dann halten. Der Russe steht hier in großer Übermacht. Von meiner Komp. sind an einem Tag von 80 Mann 60 ausgefallen. Gott sei dank fast alles Verwundungen. Viele von meinen alten Kameraden aber sind schon tot. Hoffentlich bekomme ich jetzt mal bald Urlaub. Mein Affe ist auch in die Luft gegangen. Ich habe damit alles verloren. Bitte, wenn Ihr meine Anschrift habt, schreibt mir doch wieder alles Adressen, Geburtst. u.s.w. auf. Ich kann nur an Euch schreiben weil ich die Anschriften so nicht weiß. Grüßt doch bitte alle Bekannte und Verwandten. Post von Euch habe ich nicht. Es ist ein Elend. Alles! Ich bin so ziemlich fertig. Habe noch ein paar Tage im Revier gelegen hinter der Front. Dort war es auch schlimm. Den ganzen Tag schoß Artellerie in das kleine Nest und das schlimmste: die Schlachtflieger. Das kostet schwer Nerven. Habt Ihr vielleicht irgendwo unsere Luftwaffe gesehen. Hier ist sie nicht. Unsere Jäger sind feige Kerle. Wenn der Iwan kommt sind sie sofort verschwunden. – Nun Schluß mit dem Salm. Wie geht es Euch und allen Bekannten. Ich hoffe u. wünsche gut. Es ist ekelhaft wenn man nicht weiß, was zu Hause los ist. Ich will nun schließen. Wie habt Ihr den Sonntag verlebt? Ich bin heute fieberfrei. Nun seid alle recht seid alle recht herzlich gegrüßt von Eurem
Gerhard

Herzliche Grüße auch an Gerhard und Simons. Schreibt mir doch bitte auch gleich meine Feldpostnr. (Die Ihr ja hoffentlich schon erhalten habt) Ich habe sie verloren. Der Abesnder ist von der Einheit, bei der ich jetzt liege. Morgen geht es in Richtung Krakau od. Lemberg weiter.

 

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