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Brief (Transkript)

Gerhard Limpach an seine Eltern und Schwester am 05.02.1943 (3.2002.0883)

 

O. U., 5.2.43



Liebe Eltern und Hilde!

Heute sind wir wieder mit Wache an der Reihe und ich komme dadurch zum Schreiben. In den letzten Tagen herrscht hier so einige Aufregung, da der Russe sich wieder zu mucken beginnt. Seit vorgestern haben wir Alarmstufe 1, gestern abend sogar 2. Da mußten wir unser Sturmgepäck u.s.w. fertigmachen, MG-Munition gurten und ähnliche Scherze. Irgendwo versuchten russische Truppen zu landen, wurden jedoch abgewiesen. Flieger kamen auch am Tage, wahrscheinlich Aufklärer. Auf jeden Fall ist irgend etwas im Gange. – Eben bekam ich eine Zeitung vom 17.1. in die Hände, in der ich zufällig von einem ziemlich schweren Luftangriff auf Berlin las. Hoffentlich ist bei Euch alles in Ordnung. Hebt doch bitte die Zeitungen darüber auf. Wir leben hier ja völlig auf dem Mond. Heute bekamen wir Zeitungen vom 24.12.42! Post von Euch habe ich noch immer nicht, das ist bald nicht mehr schön. Ich hoffe doch, in den nächsten Wochen meine Päckchen aus Luzk zu erhalten, einige Kameraden haben schon welche bekommen. Wie ist es denn mit meiner Post? – Mir geht es soweit gut. Beim letzten Wachestehen bin ich im Gesicht sogar etwas braungebrannt. Nun aber regnet und schneit es heute schon wieder. Auf den Straßen und Wegen herrscht ein fürchterlicher Dreck, den man sich als Deutscher gar nicht vorstellen kann. Ich kann Euch nur versichern, daß ich froh bin, wenn ich aus diesem verfluchten Land wieder rauskomme. Hier merkt man erst, wie schön Deutschland ist. Ich werde in meinem ganzen Leben nie mehr russisches Land betreten. – Sonst weiß ich eigentlich nichts mehr zu berichten, ich schreibe wohl zu oft Habe ich eigentlich mein Feuerzeug nach Hause geschickt? Wenn ja, schickt es mir doch bitte, ebenso ein paar Dochte und Feuersteine. Vielleicht rückt Herr Töppel welche raus. – Wie geht es Euch wohl? Was macht Hänschen, lebt er noch? Machen denn Ehrlichs noch immer solchen Krach? Steckt Herbert Hochschild eigentlich noch in Stalingrad? Wenn ja, so zweifle ich, daß wir ihn noch mal wiedersehen. Von dort kommt doch keiner mehr zurück. Dieser ganze Kampf gegen Rußland ist doch furchtbar. So, nun habe ich genug geschrieben, hoffentlich kommt bald mal Antwort. Alles Gute und herzliche Grüße, auch an alle Verwanden und Nachbarn.
Euer Gerhard

 

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