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Brief (Transkript)

Wilhelm Heinrich Wock an eine Bekannte am 30.09.1939 (3.2002.7259)

 

d. 30. IX.39.



Liebe Elfriede!

Deine Karte vom 15.8. und der Brief vom 21.9. heute erhalten, meinen Dank. Nachdem wir in unserem unaufhaltsamen Vorwärtssturm erstmalig vor Warschau länger aufgehalten wurden, sind wir nun dort abgelöst. Unser größter Zorn ist, daß wir nicht mit einmarschieren in Warschau bzw. durch, denn auch wir haben unsern Teil zur Übergabe beigetragen. Tag für Tag unser gesetztes Ziel erreichend selbst bei größerem Widerstand, haben wir Warschau nach Osten abgeschnitten und über eine Woche lag ich als V.B. in der vordersten Infanterielinie vor Warschau in einem mehr oder minder provisorischen Loch in der kalten feuchten Erde. Da war die schönste Stunde des Tages die Nachtstunde, in der mit den Essenträgern die Post kam, die Grüße der Heimat. Und da das Essen dann meistens schon kalt wat, konnte man sich nur daran erwärmen. Feuer machen war ausgeschlossen, da sie uns schon genug hinfegten [?].
Tja, Spaß muß sein, sagte der Pole und traf auch ab und an etwas. Sogar mein Haus, von dessen Dach ich zuerst beobachtete, schossen sie in Brand, wobei mein Fernsprecher ein Holzstück an den Stahlhelm flog, sonst ging alles gut ab.
Herzliche Grüße auch Deinen Eltern in alter Frische
Will.

 

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