Brief (Transkript)
Wilhelm Heinrich Wock an eine Bekannte am 08.03.1939 (3.2002.7259)
Groß Benekendorf d. 8.III. 39
über Wartenburg
Kr. Allenstein (Ostpr.)
Liebe Elfriede!
Für Dein Brief meinen wenn auch verspäteten Dank. Viel hat sich inzwischen ereignet. Mir gefällt es in Königsberg jetzt sehr gut. Wir haben uns mit 4 aus unserer Kameradschaft enger zusammengeschlossen und haben den ganzen Januar und Februar nur gefeiert und gearbeitet und uns glänzend amüsiert und fast immer nur gelacht. Unsere Arbeit war sehr konzentriert, da wir schon als 1. Semester 2 Vorklausuren, nämlich „Mathematik und Buchhaltung“, schrieben. In denen wir wir neben 3,4,5. ja sogar 6. Semestern saßen. – Jetzt, oh sonderbarer Absender bin ich im Landdienst der Studenten. Mein Bauer hat 100 Morgen Land, 5 Kühe, 3 Starke, 3 Kälber (einige werden in nächster Zeit noch kommen), 1 kleinen Bullen, 3 Pferde, 1 zweij. und 1 einjähriges Pfohlen (eines kommt noch im April), 3 Schafe, 3 Lämmer (2 kommen Montag früh). 1 Widder, 4 Schweine dazu 2 Säue mit 12 bzw. 11 Ferkeln, 40 Hühner, Kaninchen, Gänse, Tauben, Katzen einen Schäferhund mit Jungen. Es ist doch gut, wenn man bei einer reitenden Truppe gedient hat, so weiß man doch wenigstens eine Mistgabel anzufassen. Sonnabend habe ich schon den Schweinestall ausgemistet. Holz sägen und hacken, Futter machen und geben, ich wirke hier ganz schwer. Der Sinn dieses freiwilligen Landdienstes ist nun allerdings nicht unsere mehr oder minder unvollkommene Arbeit allein, sondern auch unser volkspolitischer Einsatz. In dieser Gegend sind nämlich starke polnische Minderheiten, die z.T. sogar ihre eigenen Schulen haben. Selbst deutsch fühlende und denkende sprechen polnisch, haben polnische Namen etc. und dieses nützt Polen zur heftigsten Agitation z. Teil sehr von der katholischen Geistlichkeit unterstützt, denn diese Gegenden sind rein katholisch. Die Frechheit der Polen ging sogar so weit, daß die 200 polnischen Studenten in Danzig einen Aufruf in den polnischen Zeitungen veröffentlichten vor circa 14 Tagen, in dem sie unter anderem, wann kommt endlich Danzig und Ostpreußen zur Mutter Polen zurück. Daraufhin wiesen am Freitag vor 8 Tagen die deutschen Studenten von Danzig die Polen von der Universität. So kamen wir Sonnabend / Sonntag vor 8 Tagen in einer der schönsten deutschen Städte. Auch hier ist die Gegend wunderschön. Eine Empfehlung an Deine Eltern
Von Will
über Wartenburg
Kr. Allenstein (Ostpr.)
Liebe Elfriede!
Für Dein Brief meinen wenn auch verspäteten Dank. Viel hat sich inzwischen ereignet. Mir gefällt es in Königsberg jetzt sehr gut. Wir haben uns mit 4 aus unserer Kameradschaft enger zusammengeschlossen und haben den ganzen Januar und Februar nur gefeiert und gearbeitet und uns glänzend amüsiert und fast immer nur gelacht. Unsere Arbeit war sehr konzentriert, da wir schon als 1. Semester 2 Vorklausuren, nämlich „Mathematik und Buchhaltung“, schrieben. In denen wir wir neben 3,4,5. ja sogar 6. Semestern saßen. – Jetzt, oh sonderbarer Absender bin ich im Landdienst der Studenten. Mein Bauer hat 100 Morgen Land, 5 Kühe, 3 Starke, 3 Kälber (einige werden in nächster Zeit noch kommen), 1 kleinen Bullen, 3 Pferde, 1 zweij. und 1 einjähriges Pfohlen (eines kommt noch im April), 3 Schafe, 3 Lämmer (2 kommen Montag früh). 1 Widder, 4 Schweine dazu 2 Säue mit 12 bzw. 11 Ferkeln, 40 Hühner, Kaninchen, Gänse, Tauben, Katzen einen Schäferhund mit Jungen. Es ist doch gut, wenn man bei einer reitenden Truppe gedient hat, so weiß man doch wenigstens eine Mistgabel anzufassen. Sonnabend habe ich schon den Schweinestall ausgemistet. Holz sägen und hacken, Futter machen und geben, ich wirke hier ganz schwer. Der Sinn dieses freiwilligen Landdienstes ist nun allerdings nicht unsere mehr oder minder unvollkommene Arbeit allein, sondern auch unser volkspolitischer Einsatz. In dieser Gegend sind nämlich starke polnische Minderheiten, die z.T. sogar ihre eigenen Schulen haben. Selbst deutsch fühlende und denkende sprechen polnisch, haben polnische Namen etc. und dieses nützt Polen zur heftigsten Agitation z. Teil sehr von der katholischen Geistlichkeit unterstützt, denn diese Gegenden sind rein katholisch. Die Frechheit der Polen ging sogar so weit, daß die 200 polnischen Studenten in Danzig einen Aufruf in den polnischen Zeitungen veröffentlichten vor circa 14 Tagen, in dem sie unter anderem, wann kommt endlich Danzig und Ostpreußen zur Mutter Polen zurück. Daraufhin wiesen am Freitag vor 8 Tagen die deutschen Studenten von Danzig die Polen von der Universität. So kamen wir Sonnabend / Sonntag vor 8 Tagen in einer der schönsten deutschen Städte. Auch hier ist die Gegend wunderschön. Eine Empfehlung an Deine Eltern
Von Will
Ansicht des Briefes
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