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Brief (Transkript)

Günther Schriever-Abeln an seine Eltern am 23.04.1940 (3.2002.7145)

 

Wien, am 23.4.40



Meine liebe Mutti!

Nun sitze ich in Wien. Habe heute meinen 1. Dienst gemacht. Wie man nach dem 1. Tag urteilen kann gefällt mir die Sache gut. Was es ist kann ich Dir leider nicht sagen. Jedenfalls habe ich hier Gelegenheit mit der höchsten Generalität zusammen zukommen. Ich habe im Generalkommando mein eigenes Zimmer aber sonst bin ich sehr viel draußen.
Nur hat alles seine Nachteile, ich habe keinen jüngeren Kameraden hier. Alles sind ältere hohe Offiz. Dann muß ich im Hotel wohnen und bin Selbstverpfleger. Aber wie man sich von 2 Rm pro Tag hier in Wien ernähren soll, ist mir ein Rätsel. Da kann man mit seinem Geld nicht aus. Von den 2 RM kann man sich nur 1 Mahlzeit erlauben, entweder Mittag oder Abend, von Frühstück oder Kaffee ganz zu schweigen. Liebe Mutti, da muß ich Dich um eine Hilfe bitten. Ich weiß, daß Du auf mein Geld angewiesen bist. Aber da müßen eben alle helfen. Es ist ja nur für 2 oder 3 Monate, dann hast Du wieder mein ganzes Gehalt. Während dieser Zeit müssen eben Walter u.s.w. einspringen. Aber mach Dir liebe Mutter keine Kopfschmerzen darüber. Wenn es nicht geht, dann esse ich eben nur eine Mahlz. Schreibe mir bitte sofort, wie Dir es geschäftlich geht und ob Du in der Lage bist. Sollte es gehen bitte ich für jeden Monat um 50 RM.
Nun müsste ich Dir liebe Mutti mit so etwas die Ohren voll plären. Es tut mir sehr leid. Sei mir bitte nicht böse, aber es kommen wieder gute Tage. Mein Gehalt ist ja etwa 150 RM. Dann hast Du noch 100 und etwaige Abschläge. Wenn Walter dann noch 25 schickt muß es ja gehen.
Leider kann ich nicht in Urlaub kommen, bis zum August wird es jetzt kaum gehen. Du musst mir mal alles ganz genau schreiben wie alles ist.
Viele Grüße
Dein Junge.

Meine Adresse ist die von Hotel.

 

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