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Brief (Transkript)

Günther Schriever-Abeln an seine Eltern am 07.02.1940(3.2002.7145)

 

Krumau, 7.II.40.



Meine liebe Mutti!

Heute am 7.2. erhielt ich Deinen lieben Brief vom 2.2. Es war seit langer Zeit wieder das erste Lebenszeichen von Dir. Es freut mich, daß Du noch gesund bist. Der Bann der Kälte wird ja bei Euch jetzt auch gebrochen sein. Es war sehr schrecklich, hier in Krumau allerdings auch sehr schön, denn Krumau liegt 800 m hoch. Sonntag war ich auf dem Schäninger 1200 m hoch. Dort lag über 1m Schnee. Es war ganz herrliches Wetter, man konnte bis an die Alpen und im Norden bis nach Prag sehen. Aber auch jetzt ist diese Herrlichkeit wieder vorbei. Ich bin mit dem 18.2. zur Aufklärungsfliegerschule nach Reichenberg im Sudetenland versetzt. Hier bleibe ich bis Anfang März, siedle dann nach Jüterbog zur Schule um. Jüterbog liegt zwischen Dresden u. Berlin, 60 km von Berlin.
Liebe Mutti, Du musst nicht glauben, daß es mein Wille war, sondern Versetzung. Als Soldat heißt es eben Maulhalten und Pflicht erfüllen, im Kriege mehr denn je. Aber es ist ja alles kein Grund Besorgnis. Es ist im Kriege mal so, daß man schießt und wieder geschossen wird. Ich komme schon wieder heil heraus, und wenn der Krieg aus ist, bin ich wieder bei meiner vielgeliebten Infanterie. Du weißt ja Unkraut vergeht nicht. Mach Du Dir bitte keine Sorgen, denn dies wäre für mich schlimmer, als wenn geschossen wird. Überlege doch es sind schon so viele gefallen und es werden noch viel mehr fallen. Alle Mütter, Frauen tragen doch das gleiche Los. Vorläufig bin ich doch noch der einzige von uns, wie schlimm wäre es, wenn alle draußen wären. Also Du darfst nicht klagen, sondern sollst stolz sein. Denke auch einmal wenn jeder wünschen würde, wenn nur mein Mann, mein Junge heil herauskommt, das hieße immer, daß ein anderer fallen müsste. Also liebe Mutti nicht klagen. Wir Jungen hängen doch alle am Leben, tuen trotzdem unsere Pflicht, wie es Jahrhunderte vor uns auch jeder Soldat getan hat, sollen wir schlechter sein als diese? Glaube auch, daß Du es Dir nie vorstellen könntest, mich feige zu sehen.
Nun lebe wohl, etwas Glück gehört eben zum Soldatenberuf. Vielleicht komme ich vor meiner Versetzung noch für 1 oder 2 Tage nach Hause. Viele liebe Grüße an alle.
Dein Junge.

 

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