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Brief (Transkript)

Günther Schriever-Abeln an seine Eltern am 22.10.1939 (3.2002.7145)

 

Hrubieszow, 22.10. 39



Mein lieber Papa u. Mutti!

Wieder einmal ist Sonntag, ich weiß nicht mehr der wievielte, habe es aufgegeben zu zählen. Es hat ja keinen Zweck, darüber zu grübeln. Bei uns heißt es eben ausharren und maulhalten. So vergeht die Zeit, es ist wenigstens ein Sonntag im Frieden. Man kann schreiben, schlafen und lesen, wenn man etwas hat.
Hier ist ein fürchterliches Sauwetter. Der Schlamm steht wirklich bis an die Waden. Regen, immer Regen, habe aber mit meinem Chef eine sehr gemütliche Stube. Unser Bursche versorgt uns so gut es geht. Haben Licht und Radio. Wenn Ihr jetzt abends Hamburg u.s.w. hört, denkt ich säße mit am Radio nur daß ich 2000 km entfernt bin. Sonst machen wir es uns ganz gemütlich. Mein Chef ist ein ganz prima Kerl ein Hauptmann d.R. Dr. Schulze. In Zivil ist er Direktor bei der I.G. Farben. Wir ergänzen uns ganz fabelhaft. Was er an Ruhe und Übersicht besitzt, ergänze ich durch meine Lebhaftigkeit und militärische Sicherheit die ja einem Reservisten abgeht.
Wie jetzt gerüchteweise verlautet wird, sollen wir am 14. Nov. verladen werden. Wahrheit oder Gerücht – Urlaub oder Westen.
Ich sende Euch ein kleines Bild aus Hrubieszow. Sitze hier in der Mitte meiner alten Krieger. In diesem Aufzug wie ich hier sitze, bin ich in jedes Schlamassel gezogen.
Nun viele Grüße, bleibt gesund auf Wiedersehen.
Euer Günther!

 

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